Münster steckt im Wahlkampf und hat einen Skandal. “Politiker wollte Sex im Büro”, titelt die heimische Presse über den Herrn Minister und macht dessen Wiederwahl eher unwahrscheinlich. Ist etwas dran an der Belästigungs-Nummer? Oder ist alles nur eine politische Intrige? Privatdetektiv Wilsberg ist mal wieder näher am Puls des Geschehens als die Kollegen der Polizei. Zum 10. Mal seit 1998 quält sich der Hobby-Archivar durch den Tag und wird erst munter, als vor seiner Nase ein Mord passiert.
“Wilsberg – Der Minister und das Mädchen” bewegt sich wie gewohnt zwischen Schmunzeln und Spannung. Die Wilsberg-Erfinder Jürgen Kehrer und Dennis Satin liefern den erwartungsgemaß verzwickten, nicht nach Wahrscheinlichkeit fragenden Whodunit-Plot, bei dem sich die üblichen Verdächtigen vom penetrant ermittelnden Helden in die Enge getrieben fühlen. Irgendetwas Unmoralisches hat fast jeder getan. Da ist die junge Praktikantin, die den Politiker als Provinz-Clinton brandmarken will und nach dessen plötzlichen Ableben behauptet, dessen uneheliche Tochter zu sein. Da ist der wahrscheinliche Ministernachfolger, der schnell mit einem erkauften Zeugen für das Büro-Getätschel zur Stelle ist. Da ist der Schwiegervater des Toten, der in unsaubere Immobilien-Geschäfte verwickelt ist. Da ist der ermordete Politiker selbst, der mit seinen Entscheidungen die Partei düpiert und den Besitz seiner Familie mehrt. Und da ist dessen eifersüchtige Gattin, die Wilsberg auf ihren Mann ansetzt und wenig später unter Mordverdacht steht.
Krimi und politische Kampagne – das ist stärker als sonst ein Stück aus dem Provinz-Kasperle-Theater. Und “Wilsberg” – das ist Fernsehen, ein Genre-Jux. “Die Mischung aus Krimi und Komödie ist deswegen so erfolgreich, weil dem Zuschauer hier eine unterhaltsame Entlastung von der Kompliziertheit seines Alltags geboten wird”, glaubt ZDF-Redakteur Martin R. Neumann. “’Wilsberg‘, das sind keine Ballerfilme, das sind Krimis für die ganze Familie.” Die Filme um den Westfalen-Columbo bleiben stets an der Oberfläche, loten keine psychosozialen Tiefen aus wie andere Samstag-Krimis im ZDF. Und das Schönste: das pointensichere, sich wiederholende Hickhack zwischen dem Personal hat sich nach 10 Fällen kaum abgenutzt – Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister, Rita Russek, Ina Paule Klink, Autor Kehrer und Regisseur Satin sei Dank. (Text-Stand: 14.2.2004)