Wilsberg war von Anfang an Kult. 2005 aber hat der stets um Bargeld und einen fahrbaren Untersatz, nie jedoch um eine Ausrede verlegene Privatdetektiv mit dem Dackelblick einen regelrechten Boom erlebt: Die Folge „Schuld und Sünde“ hatte über 7,2 Millionen Zuschauer. Heimliches Herzstück der Krimis aus Münster war stets Heinrich Schafmeister. Doch der Schauspieler, der so herrlich zerknirscht dreinschauen kann, ist ausgestiegen: Weil Kumpel Manni versetzt worden ist, steht Georg Wilsberg, Münsters kriminalistisches Genie, jetzt ohne Fahrer da. Zu allem Überfluss beschert ihm das Schicksal auch noch eine Betriebsprüfung. Als eine Liebhaberin keltischen Schmucks ermordet wird, entpuppt sich ausgerechnet der Störenfried vom Finanzamt als unschätzbare Hilfe. Auch er kann aber nicht verhindern, dass Wilsbergs Patenkind als vermeintliche Zeugin bei zwei Anschlägen schwer verletzt wird.
Ab jetzt muss Oliver Korittke sein Auto hergeben
Seinen Ekki Talkötter bezeichnet Korittke als gewissenhaft, als „einen guten Engel, der Wilsberg steuertechnisch auf den rechten Weg bringen will“. Seine Figur sei eng an die Titelfigur gebunden: „Und dieser Wilsberg ist einfach ein feiner Kerl, dem man nicht böse sein kann“ – also bietet der Beamte diesem am Ende das „Ekki“ an. Noch besser scheint die Chemie zwischen den Hauptdarstellern zu stimmen. Beide trafen sich vor ein paar Jahren in der Bahn und verbrachten ein paar Stunden gemeinsam im Bordbistro. „Stunden später fielen wir regelrecht aus dem Zug raus“, so Korittke. Jetzt, nach drei „Wilsberg“-Drehs, verbindet sie „eine lockere Männerfreundschaft“. So wie es den Schauspielern miteinander geht, so ähnlich dürfte es auch den Zuschauern mit Lansink & Korittke gehen. Es sind zwei ohne Star-Allüren haben, mit denen man gern einen trinken gehen würde.Ein gutes Gespann also. Die Tonlage der „Wilsberg“-Krimis wird sich dennoch sicher etwas verändern. Denn Korittkes Witz neigt weniger zu kabarettistischen Solonummern, wie sie für den ausgeschiedenen Heinrich Schafmeister typisch sind. „Ich hoffe, ich werde die Lücke von Heinrich füllen können“, sagt Korittke, doch die Verantwortung sieht er auch bei den Autoren: „Komik entsteht nun mal vor allem durch gute Drehbücher.“ In „Ausgegraben“ geht es freilich ein bisschen unkomischer als gewohnt zu. Und das liegt nun tatsächlich vor allem an der Geschichte. Denn Korittke kann ja auch sehr komisch sein. Das bewies er bereits mit vier Jahren in der „Sesamstraße“ und später in vielen seiner rund 80 Kino- und TV-Produktionen. Als Kölner Cop bestach er in den „Musterknaben“-Komödien, den Grimme-Preis bekam er für Kraumes schräge Gangsterballade „Dunckel“ und als krimineller Kiffer aus „Bang Boom Bang“ erlangte er Kultstatus. tit.
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Vor gut zehn Jahren war kaum vorstellbar, dass Oliver Korittke die Sympathiewerte seines Vorgängers erreichen würde; mittlerweile hat er ihn fast vergessen lassen. Schon beim ersten Auftritt war seine Verkörperung des korrekten Betriebsprüfers mit dem hübschen Namen Ekki Talkötter und dem Faible für Kriminalromane sehenswert, weil Korittke dem scheinbar furztrockenen Buchprüfer immer wieder unerwartete Seiten abgewinnt. Und selbst wenn man früh ahnt, dass auch dieser Mord wieder mal ein Verbrechen aus Leidenschaft ist: Die Geschichte hat dennoch ihren Reiz, weil Autor Timo Berndt die Rolle der damals noch sehr jungen Alex (Ina Paule Klink) merklich ausgebaut hat. Bis dahin zumeist bloß schnippische Stichwortgeberin, sorgt Alex diesmal auch für die dramatischen Momente. Peter F. Bringmann inszeniert den Krimi mit der für die Reihe typischen sympathischen Unaufgeregtheit, lässt aber auch zu, dass sich die Nebendarsteller allzu lautstark profilieren.