Die Zeiten für Kölleda stehen schlecht. Das Pfefferminzstädtchen soll abgewickelt werden. Eigentlich, das nicht mehr konkurrenzfähige Gewürzwerk. Aber hier arbeiten nun mal alle Bewohner des beschaulichen Thüringer Örtchens. Für den Bauern, der hier die Verantwortung hat, Simon Vorberg, eine private wie regionale Katastrophe. Der Witwer mit zwei aufgeweckten Kindern ist dennoch recht guter Dinge. C. Schneider, die sich als Carla Schneider und als gar nicht so eiskalt entpuppt, nächtigt in seinem Arbeitszimmer, das nur über sein Schlafzimmer zu erreichen ist. Das hat zur Folge, dass sich die beiden Nacht für Nacht in der Küche treffen. Die anfänglichen Streithähne lernen sich so besser kennen – und sind sich sympathisch. Immer wieder findet Vorberg gute Argumente für den Minze-Anbau. Dennoch ist und bleibt Carla die Controllerin, die zumindest zwei Dritteln der Belegschaft kündigen muss. Außerdem soll sie Vorberg im Namen ihres Arbeitgebers 100.000 Euro anbieten, um die Gewürzmühle ohne viel Öffentlichkeit abzuwickeln. Bei aller Sympathie, das nimmt der Bauer ihr schwer übel. Sollte ihn seine Menschenkenntnis so getäuscht haben?!
Soundtrack: u.a. Katie Melua („On the road again“), Damien Rice („The Blower’s Daughter“ & „Cannonball“), Mumford & Sons („Winter Winds“), Simon & Garfunkel („The only living boy in New York“), Emiliana Torrini („Fireheads“)
„Willkommen in Kölleda“ ist trotz der Schreckgespenster Arbeitslosigkeit und Globalisierung, die über Thüringen schweben, als ein Wohlfühlfilm aus der Provinz konzipiert. Zwei Publikumslieblinge, Janina Hartwig und Francis Fulton-Smith, machen den Weg frei für eine qualitative Geschäftsidee und mehr Selbstverantwortung. Der Optimismus, der in der finalen Botschaft seinen Höhepunkt erreicht, deutet sich früh an, nachdem die erste (arg stereotyp ausgespielte) Gereiztheit zwischen den vermeintlichen Kontrahenten, zwischen Mann und Frau, verflogen ist. Das private und familiäre (Rand-)Geschehen wird in der Folge zum Hauptschauplatz des Films von Andi Niessner nach dem Drehbuch von Brigitte Müller. Die Nebengeschichten machen denn auch den Reiz dieser MDR-Degeto-Produktion aus: der Sohn, der ausschließlich in Goethe-Zitaten spricht, die kleine, ständig „Que sera“-krächzende Tochter, die trotz jeglichen Talents unbedingt bei einem Casting-Wettbewerb mitmachen will oder Vorbergs Schwiegervater, der in Vorbergs verwitwete Mutter verliebt ist. Liebevoll auch die Gestaltung des Dorfidylls mit Sommer-Minz-Fest und mit dem im Genre fast schon obligatorischen Besäufnis der Heldin. „Willkommen in Kölleda“ funktioniert auch recht manierlich als Beziehungskomödie. Die Hauptdarsteller geben dem Ganzen das, was die ältere Zielgruppe mag, die ostdeutschen Gesichter (Schorn, Manchen, Apitz) vermitteln den nötigen Hauch Authentizität und die gewitzten Kinderdarsteller geben dem ebenso gut fotografierten wie stimmig musikalisch untermalten Unterhaltungsfilm den letzten Wohlfühlschliff.