Die 17-jährige Carla hat große Ziele. Nach dem Tod der Mutter hat sie sich von ihrem alkoholkranken Vater losgesagt und will jetzt in Lyon Mode studieren. Doch auf dem Bahnhof wird ihr das Gepäck geklaut. Ohne Geld und ohne Bleibe steht sich da. Mit harter Arbeit auf einer Baustelle will sie sich ihren Traum doch noch erfüllen. Dabei lernt sie Lucie kennen, ein Mädchen mit Heimvergangenheit und ohne festen Wohnsitz. Auch sie hat Träume, Träume vom kleinen Glück in einer Gemeinschaft. Die beiden freunden sich an. Noch enger wird ihre Beziehung, als Carla plötzlich schwanger ist. Zum Abtreiben ist es zu spät. Aber was soll sie jetzt mit einem Kind?! Lucie, die die Zeit mit ihr gern noch ein wenig verlängern würde, macht ihr ein verwegenes Angebot: Carla bekommt das Kind unter Lucies Namen – und Lucie wird das Kind für sie aufziehen.
Sie sind schon ein tolles Pärchen: Paula Kalenberg und Marie Luise Schramm alias Carla und Lucie, die Zarte, die Introvertierte und die Robuste, die Gruppenfixierte. Beide nähern sich einander an. Das Modepüppchen bekommt etwas mit von den unschönen Seiten des Lebens, das patente Straßenkind lernt die Kraft der Ruhe. „Was am Ende zählt“ (Trailer) ist ein überzeugendes Solo für die beiden Hauptdarstellerinnen. Anderes in dem Diplomfilm von Julia von Heinz zeigt Schwächen – beispielsweise die Dramaturgie mit ihren stereotypen „Höhepunkten“ (verhinderte Abfahrt nach Lyon, häuslicher Unfall mit Baby) oder die typischen Sozialdrama-Motive Drogenabhängigkeit und Diebstahl. Der Film um Suche nach Geborgenheit, um Freundschaft und Verantwortung erliegt seinem Milieu und der Chronologie der Ereignisse. Etwas mehr Mut zum Detail, zu mehr Gefühl und Nähe hätte dem Film gut getan. Die nachhaltigste Szene ist denn auch die, in der sich in einem Moment der Irritation die Mädchen küssen. Auch wenn die Verschlossenheit der beiden Postpubertierenden psychologisch seinen Grund haben mag, im Rahmen dieser gewagten Handlungskonstruktion wäre etwas weniger Sozialrealismus mehr gewesen.