Paparazzo Maik, der die Berufsbezeichnung „Knipser“ bevorzugt, und der norddeutsche Rettungsschwimmer Momme müssen notgedrungen ein paar Tage miteinander auskommen. Beide sind in Berlin aufgeschlagen in der Wohnung des verreisten Promi-Zahnarztes Katelbach. Hier warten sie auf das ganz große Ding. Von der Dachterrasse in Berlin-Mitte haben sie den perfekten Blick auf das neue Domizil von Angelina Jolie und Brad Pitt – und die beiden sollen im Anflug auf die deutsche Hauptstadt sein, wissen sie aus sicherer Quelle. Also stehen die Kameras standby: die protzige des Profis, die praktikable des Fans. Der eine will groß Kohle machen, der andere seine Ex-Freundin beeindrucken. Doch bevor sie die Stars „abschießen“, schauen erst mal Dr. Katelbachs „Frauen“ in seiner Wohnung vorbei.
„Der Ruhm, wie alle Schwindelware, hält selten über tausend Jahre.“ (Wilhelm Busch)
Was heißt Karriere machen anders, als in Berlin leben, und was heißt in Berlin leben anders, als Karriere machen.“ (Theodor Fontane)
Foto: SWR / Feuerland
Maik und Momme sind auf unterschiedliche Weise sehr anstrengend. Das gilt auch für die ersten Minuten von „Warten auf Angelina“. Nachdem die beiden Nervensägen ihre Zweckgemeinschaft akzeptiert haben, nimmt der Film verbal und pointentechnisch Fahrt auf. Vor allem „Ex-Zonen Maik“ mit seinen Geschichten aus der großen weiten Welt der V.I.P.s macht Laune. Seine Storys sind ein ständiges Kontrastprogramm zur äußeren Erscheinung dieses vermeintlichen Machers (Florian Lukas gibt ihm viel „Florian Lukas“ mit). Das war eine heiße Nacht in Kitz, damals mit Franz, weiß er zu berichten. Oder mit Hilary und Arnold in Vegas oder mit Robbie oder wie sie alle heißen. Genüßlich wird der Promi-Hype vorgeführt. Und Hans-Christoph Blumenberg schlägt zurück – mit anderen Namen: mit Wilhelm Busch, Kurt Tucholsky oder Billy Wilder, die jeweils das Motto des Tages vorgeben.
Doch da das Kino, auch das kleine, kostengünstige, sympathisch improvisierte, in der eigenen Wohnung gedrehte eines Filmenthusiasten, immer am schönsten ist, wenn Frauen ins Spiel kommen und wenn die männlichen Phantasien auf das weibliche Realitätsprinzip prallen, macht „Warten auf Angelina“ erst so richtig Spaß, wenn sich die Damen die Klinke in die Hand geben: die schöne Geliebte (Barbara Auer), die zickige GEZ-Fahnderin (Leslie Malton), die Angelina-like Pizzabotin (Jana Pallaske), die sexy Staatsanwältin (Gudrun Landgrebe), die herzallerliebste Blumengießerin (Anna Brüggemann) oder Maiks willensstarke Ex (Jördis Triebel). Das wird „Warten auf Godot“, zum Boulevardstück gewendet. Wer nicht kommt, ist allein Katelbach. Die Brangelinas stellen sich am Ende dem Blitzlichtgewitter.