In dem Kosmetikkonzern, in dem Jule Engelhardt einst mit einem abgebrochenen Medizinstudium von der Rezeptionistin zur Aushilfschefsekretärin aufgestiegen war, bevor sie ein Enthüllungsbuch über die Branche schrieb, ausgerechnet in diesem Unternehmen findet sie das Vertrauen der Geschäftsleitung. Hintergrund: Der Vorstandsvorsitzende Phillip Richter hat schon immer ein Auge auf sie geworfen und ist mit ihr liiert. Ihren ersten Arbeitstag hat sie sich dennoch anders vorgestellt. Der Freund und neue Chef teilt ihr mit, dass er ihre gemeinsame Beziehung in der Firma geheim halten möchte – und so sollen die beiden, die sich gerade noch im selben Bett wälzten, plötzlich „Sie“ zueinander sagen. Jule fühlt sich verletzt – und sie zweifelt leise daran, dass dieser Phillip der Richtige ist. Doch bald gibt es schwer wiegendere Probleme. Die Firma soll völlig umgekrempelt werden. Ein neuer Finanzvorstand wird der Geschäftsleitung präsentiert. Richters Chefsessel könnte zum Schleudersitz werden.
„Vorzimmer zur Hölle“ zum Zweiten. Was vom Titel her nach einem RTL-TV-Movie aus den 1990er Jahren klingt, ist eine kurzweilige Büro-Romanze, in dem die Heldin am großen Rad der Unternehmenskultur drehen darf. Sie muss nicht nur Beziehungen kitten, sondern auch den betrieblichen Frieden wiederherstellen. Das macht Jule Engelhardt alias Henriette Richter-Röhl mit weiblichen Charme, etwas Raffinesse und mit viel (Mit-)Gefühl. Wer Vieles gibt, wird jedem etwas geben – In „Streng geheim!“ von Christian Pfannenschmidt geht dieses Story-Prinzip überraschend gut auf. Ein bisschen Zweifel an der großen Liebe oder daran, dass Privates und Berufliches sich problemlos vereinbaren lassen, Intrigen und die passenden Retourkutschen, ein Vorstandsekel, eine Chefin vom alten Schlag, ein Blondinenwitz auf zwei Beinen, ein Mini-Hündchen namens Sexy und geballte Frauen-Power aus dem Vorzimmerbereich. Das Ende ist absehbar. Doch auf dem Weg dorthin gibt es kleine Schlenker und die erste Filmhälfte besitzt mehrerlei Optionen für den weiteren Verlauf der Geschichte. Die Genremuster sind also nicht gar so simpel gefüllt in diesem launigen ZDF-Unterhaltungsfilm – und manchmal wird’s fast selbstreferenziell. Wie merkt doch die Vorzimmerperle der Konzernchefin nach 70 Filmminuten an: „Mein Vater hat immer gesagt – ‚Am Ende wird alles gut.’ Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende.“