Unter anderen Umständen – Tod eines Stalkers

Wörner, Brambach, Zeiler, Zirner, Kennel. Kann es auch eine Nummer kleiner sein?!

Foto: ZDF / Marion von der Mehden
Foto Volker Bergmeister

Natalie Wörner macht als Jana Winter das Dutzend voll: In „Unter anderen Umständen – Tod eines Stalkers“ steht die norddeutsche Kommissarin vor immer größeren Herausforderungen. Sie gerät selbst unter Mordverdacht, landet im Gefängnis, und muss erkennen, dass sie Opfer eines Komplotts geworden ist. Unerschrocken, aber besorgt um ihren Sohn, setzt sie sich zur Wehr. Eine wendungs- und spannungsreiche Story, doch die Autoren übertreiben es: Der Krimi wird stellenweise zur Räuberpistole. Wenigstens erreichen Judith Kennel, Regisseurin sämtlicher Filme der Reihe, und ihre Kamerafrau Nathalie Wiedemann Normalform.

Jana Winter wird bedroht: Ex-Knacki Ricky Rehberg (Jan Georg Schütte) gibt der Kommissarin die Schuld am Tod seiner Frau und seiner Tochter und will Rache. Er stellt ihr nach, er droht, ihrem Sohn Leo etwas anzutun. Als sie glaubt, Rehberg habe Leo entführt, fährt sie zu ihm und findet seine Leiche. Er wurde erschossen – und das Projektil stammt aus Janas Dienstwaffe. Die Ermittlerin gerät unter Mordverdacht. Die Kollegen Brauner (Martin Brambach) und Hamm (Ralph Herforth) halten zu ihr, doch die internen Ermittler Voss (Johannes Zeiler) und Brettschneider (Johannes Zirner) ermitteln unerbittlich. Und so landet Jana in Untersuchungs-Haft, im Knast, ganz nah bei dem inhaftierten Kriminellen Gluseck (Felix Manteuffel), den sie einst im Einsatz zum Krüppel schoss. Ist die Kommissarin Opfer eines Komplotts geworden? Hamm versucht das herauszufinden. Dann wird Jana zur Flucht aus der Haft genötigt und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Ist der wahre Mörder in den eigenen Reihen zu suchen? Bald gibt es einen weiteren Toten…

Die alleinerziehende Kommissarin macht das Dutzend voll. „Tod eines Stalkers“ ist stark auf Nathalie Wörner zugeschnitten. Sie wird Opfer einer Verschwörung. Das ist ein durchaus beliebtes Motiv im Krimi: Der Gute wird von Bösen zum ebenfalls Bösen gestempelt. Und vermeintlich Gute wollen nur Böses für die eigentlich ja doch Gute. Das kann mal leise und subtil verschwörerisch erzählen. Doch die Autoren Sören Hüper und Christian Prettin übertreiben es mit den Genre-Klischees. Da wird nichts ausgelassen: Im Frauenknast fliegen die Fäuste, die Ledermontur und das dazugehörige Motorrad warten auf die Ermittlerin. Die rast gänzlich unerschrocken durch die Szenerie. Und spät zaubert man den Drahtzieher aus dem Hut. Eine ziemliche Räuberpistole das Ganze. Und auch im Detail ist nicht immer alles nachvollziehbar und überzeugend, was da geschieht. Wenn sich im Gefängnis alle gegen die Winter stellen, nicht nur Mitgefangene, sondern auch das Gefängnispersonal, dann irritiert das. Was hat sie getan, dass sie plötzlich zur verhassten Person wird? Um Spannung zu erzeugen, müssen sich alle – mal von Kollege Hamm abgesehen – gegen die Winter stellen. Die psychische Ausnahmesituation, in die die Autoren ihre Heldin schicken, allein reicht nicht. Da muss die ganz große Verschwörung her. Hier wäre wirklich weniger einmal mehr gewesen.

Unter anderen Umständen – Tod eines StalkersFoto: ZDF / Marion von der Mehden
Winters Chef ist nicht immer einer Meinung mit den internen Ermittlern; aber Voss (Johannes Zeiler) und Brettschneider (Johannes Zirner) sitzen am längeren Hebel. Das Dutzend ist voll: „Unter anderen Umständen – Tod eines Stalkers“ (2016).

Judith Kennel, die seit 2006 sämtliche Filme dieser Krimireihe inszeniert hat, führt ihre Hauptfigur stilsicher und einfühlsam durch die Szenerie, das Verhältnis Innen- und Außen-Szenen ist stimmig, Action wird behutsam eingesetzt. Im Mittelpunkt steht die Winter und ihre schier ausweglose Situation. Immer tiefer gerät sie in den Strudel, doch auch immer kleiner wird der Kreis der Verdächtigen, die sie in diese Situation gebracht haben. Der Täter wird lange versteckt – aus dramaturgischen Gründen. Dadurch bleibt diese Figur zu sehr an der Oberfläche. Warum er zum Psychopathen, zum perfiden Rachsüchtigen geworden ist, wird ausführlich erklärt, erspielt werden Motivationen kaum. Und so ist dieser „Tod eines Stalkers“ mit seiner standardisierten Spannungsdramaturgie, den vielen Wendungen und der Hauptfigur-Fixierung durchaus ein Stück für Freunde gepflegter Krimiunterhaltung; anspruchsvolleren Zuschauern dürfte der 12. Fall von Jana Winter allerdings zu sehr Räuberpistole zu sein.

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Reihe

ZDF

Mit Natalia Wörner, Martin Brambach, Ralph Herforth, Johannes Zeiler, Johannes Zirner, Jan Georg Schütte, Kian Schmidt, Stefanie Stappenbeck, Eckhard Preuss, Felix von Manteuffel

Kamera: Nathalie Wiedemann

Szenenbild: Thorsten Lau

Schnitt: Jan Henrik Pusch

Produktionsfirma: Network Movie

Drehbuch: Sören Hüper, Christian Prettin

Regie: Judith Kennel

Quote: 5,04 Mio. Zuschauer (15,5% MA)

EA: 05.12.2016 20:15 Uhr | ZDF

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