Ein posttraumatisierter Afghanistan-Heimkehrer, der von seiner großen Liebe nicht lassen kann und sich im Haus gegenüber eingemietet hat, wird Zeuge eines abrupt abgebrochenen erotischen Beisammenseins seiner Ex-Verlobten und ihres Liebhabers. Wenig später wird die Frau per Spritze und Kalium ins Jenseits befördert. Am gleichen Abend wird das Au-Pair-Mädchen von Kommissarin Winter in der S-Bahn von drei Jugendlichen zusammen geschlagen. Im Bahnabteil sitzt der Liebhaber der Toten. Er hilft der jungen Frau nicht. Aus Angst vor den drei Halbwüchsigen? Oder aus Angst vor der Polizei?
Natalia Wörner ist Jana Winter und sie macht auch in ihrem vierten Fall eine gute Figur. Einmal mehr geht es in „Unter anderen Umständen“ um die kleinen Unterschiede zwischen Mann und Frau und um das, was die Geschlechter antreibt. „Es gibt Liebe, die geht über den Tod hinaus“, sagt der etwas desorientierte KSK-Kämpfer – und die Kommissarin, die einst ihren Liebsten durch einen Unfall verloren hat, kann ihm da nur beipflichten. Es sind die feinen Verästelungen zwischen dem Hauptfall und dem privaten Milieu der einsamen Heldin, die dem Film seine Geschlossenheit und Spannung geben. Ein angenehm getragener Erzählrhythmus und die realistisch-atmosphärische Inszenierung von Judith Kennel tun ihr Übriges: Elegant verdecken sie die gegen Ende immer durchsichtiger werdende dramaturgische Konstruktion. Und auch die Region bringt die Regisseurin wie gewohnt spürbar in die Reihe ein. Schleswig ist nicht Hamburg – und das ist gut so. Zwar gibt es hier auch öffentliche Gewalt und mangelnde Zivilcourage, aber es gibt eben auch noch ein gelegentlich herzliches Miteinander zwischen den Ermittlern.