Beim „Tatort“ haben es die Ermittler gern mit zwei Todesfällen zu tun, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben; und auch frühere Leistungssportler gehören seit kurzem regelmäßig zum Kreis der Verdächtigen. In diesem Fall der Leipziger Hauptkommissare Ehrlicher und Kain geht es um ein Thema, das zur TV-Premiere des Films im Jahr 2002 durchaus heikel war: Doping im Radsport. Ein hoffnungsvoller Nachwuchsfahrer stürzt vom Rad direkt ins Koma, aus dem er nicht mehr erwacht. Er hatte ein „Aufbaupräparat“ getestet, das auf dem Markt noch gar nicht erhältlich ist. Kurz darauf stirbt seine Sportärztin, die ihm das Mittel verabreicht hat, in ihrem Auto. Unfallursache: eine durchgeschnittene Bremsleitung. Alles deutet auf Rache hin, denn der Bruder des toten Radfahrers hatte die Ärztin vorher bedroht. Doch dann gibt es da noch ein undurchsichtiges Dreiecksverhältnis zwischen dem Witwer, einer Freundin und deren in jeder Hinsicht reizvollen Tochter. Besagte Freundin wiederum sucht für Pharma-Konzerne Testpersonen, an denen neue Medikamente erprobt werden. Ein Doping-Skandal also – oder ein Mord im engsten Familienkreis?
Udo Witte inszeniert den Krimi (nach einem Drehbuch von Christian Limmer) exakt so ruhig und besonnen, wie Ehrlicher seinen Ermittlungen nachgeht. Wittes Verzicht auf jede Effekthascherei geht sogar so weit, dass der tödliche Unfall außerhalb des Bildes stattfindet. Die Wirkung ist allerdings nicht minder eindrucksvoll. In erster Linie aber lebt der „Tatort“ von einer geschickten Konstellation der Figuren. Vor allem das leidenschaftliche Dreieck sorgt für viel Spannung, weil sich die Beteiligten (Francis Fulton-Smith, Naomi Krauss, Cosma Shiva Hagen) zusehends in einem Netz aus Leidenschaft, unerfüllter Liebe und Eifersucht verstricken. Cosma Shiva Hagen, Tochter von Nina und Enkelin von Eva-Maria, spielt ihre Rolle als leidenschaftliches Zentrum der Geschichte glänzend. (Text-Stand: 20.1.2002)