Erster Schultag nach den Ferien. Heike Fuchs erscheint nicht zum Unterricht. Wochenlang lag die zurückgezogen lebende Lehrerin in ihrer Wohnung, ertrunken im Zimmerspringbrunnen. Sie wurde betäubt. Es war Mord. Auffällig verhält sich die 16-jährige Eshe aus Somalia. Am Tag des Leichenfunds ist sie am Tatort – doch sie schweigt sich aus. Auch ihre Eltern, Mutter Dafina und ihr deutscher Ehemann Enno Steger, geben sich abweisend. Bei den Ermittlungen rund um die Schule stoßen Odenthal und Kopper auf zwei Vorkommnisse, aus denen sich Tatmotive ableiten lassen: Bei der Klassenfahrt von Heike Fuchs kam im vergangenen Jahr ein Schüler zu Tode. „Das wirst du büßen, du Schlampe“, soll der Vater des Jungen im Gerichtssaal nach dem Freispruch der Lehrerin getönt haben. Unter Verdacht gerät auch ein Schüler, der zum zweiten Mal sitzen gebliebem ist wegen einer „6“ bei Heike Fuchs.
Der „Tatort – Tod einer Lehrerin“ ist einer jener Krimis, die einen überkonstruierten „Handlungswahnsinn“ entfesseln, in dem sich jeder schuldig macht oder zumindest sich etwas zu Schulden kommen lässt, damit dem Mörderraten Genüge getan werden kann. Die Scharniere der Whodunit-Dramaturgie quietschen überlaut. Da hilft kein Themen-Bonus, schon gar nicht, wenn das Thema, Genitalverstümmelung, kurz vor Schluss aus dem Hut gezaubert wird. Das Buch ist – man muss es so deutlich sagen – schwach. Ein Info-Teppich, der wenige Möglichkeiten für Atmosphärisches bietet, wird umständlich ausgebreitet. Und es wird zu viel Rücksicht genommen auf zu spät gekommene Zuschauer mit Sätzen wie „Da hat sie gestanden und reingeschaut. Was wollte sie? Warum ist sie weggelaufen?“
Da setzte Grimme-Preisträger Thomas Freundner („Tatort: Herzversagen“) gleich auf eine vordergründige Psychologie des Augenscheins – mit eindeutig vieldeutigen Blicken und einer alles dominierenden physiognomischen Prägnanz. So etwas kann funktionieren, wenn der Film diese Zeichen der Schauspieler in eine stimmige Inszenierung einbindet. Hier aber wirken die überzogene Mimik und die Gestik der vielen Verdächtigen wie in einen ästhetisch luftleeren pseudo-realistischen Raum gesetzt. Fast schon erfrischend dagegen das „Buddy“-Getue von Odenthal und Kopper, der sich in einer recht launigen Randepisode als Vater einer 30jährigen Tochter wähnt – würden den beiden nicht immer wieder Grund-Sätze in den Mund gelegt werden wie „Da verstehen sich zwei Kulturen nicht“ oder „Da hört es bei mir auf mit der Toleranz.“ Wo Odenthal Recht hat, hat sie Recht! (Text-Stand: 17.8.2011)