Eine Frau überfährt einen Richter und springt anschließend in den Tod. Das Gutachten, das sie einst in die Psychiatrie brachte, scheint sich noch einmal tragisch zu bestätigen. Doch Inga Lürsen ist skeptisch. Und sie macht sich Vorwürfe, weil auch sie die Frau für durchgeknallt hielt, die Faktenlage aber anders aussieht: Die Frau wurde unter Strahlung gesetzt, ihr wurde fälschlicherweise Schizophrenie bescheinigt und ihr Amoklauf gegen die Sendemastpolitik hat handfeste Gründe. Es riecht bald nach Komplott in diesem „Tatort“ aus Bremen. Und tatsächlich haben so manche Würdenträger der Hansestadt Schuld auf sich geladen.
Verschwörungskrimis kranken oft an unglaubwürdigen Szenarien oder allzu moralinsauren Botschaften. „Strahlende Zukunft“ wirft zwar Fragen auf, wie die nach den Nebenwirkungen der Handy-Strahlung, der Film vermeidet es aber, sich in thematischen Ungereimtheiten zu verstricken oder sich zu vorschnellen Thesen hinreißen zu lassen. Autor Christian Jeltsch bündelt den sozialen Sprengstoff, den das Thema bietet, und nutzt ihn für die nötigen i-Tüpfelchen innerhalb eines gut gebauten und dicht erzählten Krimis. Es geht nicht um die klassische Mördersuche, sondern um das Aufdecken tödlicher Machenschaften. Und parallel zur Kommissarin ist der Sohn der toten Aktivistin als unberechenbarer Racheengel unterwegs, was doppelt für Spannung sorgt. Überhaupt sind viele Nebenschauplätze und Personen mit im Spiel – nicht als die üblichen Verdächtigen, sondern als Rädchen im perfiden Getriebe. Das macht den auch optisch exklusiven Film, in dem Mark Schlichter kühle Technologie zu visuellen Metaphern stilisiert, zu einem der besten „Tatorte“ 2007. (Text-Stand: 26.8.2007)