Zwölf Jahre im Dienst und erst zehn Fälle. Ein schlechter Schnitt für einen „Tatort“-Mann. Doch für seine seltenen Bildschirmauftritte ist Max Palu, den die FAZ einst zum „kleinen Maigret von der Saar“ kürte, überaus populär. Die Leute mögen ihn, den unorthodoxen Ermittler, der gerne radelnd seine Fälle löst und noch lieber französisch speist. „Wenn man nur einen ‚Tatort‘ pro Jahr produzieren kann, dann muss man einen Kommissar haben, der einem sofort im Gedächtnis haften bleibt.“ Das wusste Fernsehspielchef Martin Buchhorn – und engagierte Jochen Senf, einen Charakterkopf mit Theatererfahrung. Das Jubiläum feiert er mit „Strafstoß“, einem unterdurchschnittlichen Krimi von Routinier Peter Zingler und dem Kameramann Klaus Peter Weber („Die Rättin“), der erstmals auf dem Regiestuhl Platz nahm.
Da schafft es die Freundin endlich einmal, Palu ins Eisstadion zu schleppen und da geschieht gleich Mord. Jetzt kommt er öfters und nimmt den Vereinsvorstand mit der gar nicht so weißen Weste ins Verhör. Vor allem Präsident Baumgärtner, der ein Verhältnis mit der Toten hatte, macht sich verdächtig. Bald wird deutlich, dass es neben dem sportlichen Abstieg hier vor allem um sozialen Aufstieg und den kleinen korrupten Alltag in der Saar-Metropole geht. Neben Palu will auch noch eine ehrgeizige Journalistin den Sumpf trockenlegen.
Seitdem es Handys gibt, ist Palu nicht mehr der Alte. Aus den Gourmet-Abenden zu zweit wird nie etwas. Spätestens beim Champagner bimmelt es. Doch dass sich die Situation ständig wiederholt, macht sie nicht gerade origineller. Und der konspirative Unterton in der Konversation der Vereins-Großkopferten wirkt allenfalls ungewollt komisch. „Solange sie die Unterlagen nicht haben, können die uns garnichts!“ Antwort: „Dann schaff‘ sie ran – um jeden Preis.“ Augustinski („Klimbim“) und Klaus Dahlen („Ein Herz und eine Seele“) bleibt bei solch ungelenken Dialogen Marke Reinecker nichts anderes übrig, als gnadenlos zu chargieren.
Peter Zinglers Drehbuch besticht in fast jeder Szene durch klare Ansagen für Krimi-Zuschauer mit langer Leitung. „Ich steige aus“, jammert da der Kassenwart. „Wie geht es eigentlich Deiner Frau?“, kontert der fiese Vereinsboss. „Die Ärzte sagen, dass sie für immer betreut werden muss.“ Und noch ein Hammer-Satz drauf: „Tja, da brauchst Du viel Geld.“ Viel Dialog, viel Handlung, viele Schauplatzwechsel, viele Verdächtige – das ergibt eine kurzatmige Dramaturgie, die sich zuletzt in zahlreichen „Tatorten“ zunehmend durchzusetzen scheint. 90 Minuten sind dafür zu lang. Auch Palu kann da nichts retten – sein Anders-Image kommt allenfalls als Pose rüber. Und sein neuer Kollege? Der ist leicht zu bersehen, wird gespielt von Willi Fries und heißt bezeichnenderweise Gregor Blass. (Text-Stand: 5.9.1999)