15 Jahre lang drehte er „Filme aus der Provinz für die Provinz“. 1993 begann eine neue Phase für Josef Rödl. Der ehemalige Autorenfilmer aus der Oberpfalz drehte seinen ersten „Tatort“, der ihm viel Kritiker-Lob einbrachte. Es folgten ein Ärzte-Movie für RTL, zwei Krimis um Anwalt Abel – und jetzt der nächste „Tatort“ mit dem Duo Batic/Leitmayr: „Schattenwelt“, ein spannender Nichtsesshaften-Blues, auf eine unaufdringliche Art politisch korrekt.
„Alles läuft wie geschmiert“, grinst der Wohltäter-Yuppie Borg. Sekunden später hat er eine Frau überfahren. Eigentlich ein Unfall. Doch der eifrige Manager in Sachen Hilfsaktionen, kann sich keine schlechte Presse leisten. Ohnehin ist die Tote ja „nur“ eine Pennerin. „Wer fragt schon nach so einer!“ sagt er sich und geht zur Tagesordnung über. Einer fragt schon: der Stadtstreicher Bombadil, einst ein angesehener Anwalt. Der will Gerechtigkeit. Und seine Spezerln aus dem Lumpenproletariat wollen Geld. Borg gerät in Bedrängnis. Batic, der ins Milieu abtaucht, und Leitmayr wittern etwas, doch erst eine zweite Leiche bringt sie weiter.
Für Josef Rödl steht „Tatort“ für „solides Handwerk“. Eine erfolgreiche Reihe ist für ihn reizvoll, weil er da die Regeln des Genres und deren Grenzen austesten könne. Außerdem denkt der 47-Jährige, der mit Außenseiter-Dramen wie „Albert – warum?“ begann, noch immer an seine Heimat und die Menschen dort. Rödl: „Auf dem flaschen Land schauen die Leute sonntags ‚Tatort’.“ Also entschloss er sich, bei „Alles Palermo“ wie bei „Schattenwelt“ Großstadtkrimis zu machen mit anderem Blick: dem des Landbewohners und des Cinéasten.
Zitierte er 1993 eindrucksvoll die Verfolgungsjagd aus „French Connection“, fühlt man sich bei seinem zweiten „Tatort“ an den Lang-Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ erinnert und an den von Gustaf Gründgens geführten Aufstand der Unterwelt. Ansonsten setzt Rödl auf die Schauspieler: Bruno Ganz glänzt als mehrfach gebrochener Aussteiger, Dominic Raacke gibt den aalglatten Business-Zyniker und auch Erwin Leder als pragmatischer Penner-Häuptling bleibt einem bei diesem düster-schrägen Milieu-Krimi in Erinnerung.