Saalfeld hat einen Liebhaber, und Keppler den Karrieresprung nach Wiesbaden in Aussicht. Das Verhältnis zwischen den beiden ist entsprechend angespannt. Und so ermittelt jeder einen eigenen Fall. Die Kommissarin geht dem vermeintlichen Selbstmord einer Frau nach, deren Leiche nicht gefunden werden kann. Ihr Kollege und Ex-Mann dagegen hat es mit einem handfesten, brutalen Mord zu tun. Ein Mann hockt gefesselt in der Badewanne: unglücklicher Höhepunkt eines Sexspiels oder war purer Hass das Motiv? Keppler hat zwei Frauen im Visier: die Ex-Gattin und die Ex-Geliebte. Saalfeld dagegen fischt lange Zeit im Trüben – bis ihr der Gedanke kommt, dass die gesuchte Tote vielleicht gar nicht tot ist.
„Rendezvous mit dem Tod“ beginnt ziemlich schwach. Der Konflikt zwischen dem ermittelnden Ex-Paar wird ziemlich ungelenk eingeführt. Eine lange Szene zwischen den beiden ist nur dazu da, um ihr angespanntes Verhältnis auszustellen. Da erspielt sich nichts, da wird nur behauptet. Auch im Verlauf des neuen MDR-„Tatorts“ bleiben die wenigen Szenen zwischen den Kommissaren bemüht. Interessant wird die Krimi-Geschichte nach 20 Minuten, als die Partnerbörse „50plus“ von Thomallas Saalfeld ins Visier genommen wird. Doch vor allem sind es die Szenen zwischen Martin Wuttke und den Gastschauspielern, die eine Klasse entwickeln, die sich auch spannungsfördernd auf die Handlung auswirkt. Renate Krößner ist großartig. Sie gibt noch den banalsten Sätzen eine irritierende Spitze, einen koketten Unterton. Auch Nadeshda Brennicke, häufig als dramaturgisches Klischee der Klischee-Blondine besetzt, sah man zuletzt selten so nuanciert: ihre Klavierspielerin schickt einen anfangs auf die falsche Fährte – nicht die Domina, das Drama der Zurückweisung ist ihr Schicksal.
Ein höchst bizarres Rollenspiel legt auch Franziska Walser an den Tag und André M. Hennicke ist immer gut als Darsteller für existenzielle Armseligkeit. Gegen Ende kippt das Ganze ins Thrillerhafte. Das Grauen lauert hinterm Gartenzaun. Trotz einer gewissen Symmetrie im Aufbau der Geschichte liegen die größten Schwächen im Drehbuch. Die Inszenierung ist solide – amerikanisch (wie der Regisseur des Films), sie schreckt vor simplen Schocks und künstlicher Spannungsmache (Ratten im Keller inklusive) nicht zurück. Übersieht man das und den simplen Kleinkrieg der Kommissare, dann ist „Rendezvous mit dem Tod“ ein recht süffiger „Tatort“ – für Leipziger Verhältnisse. (Text-Stand: 20.2.2011)