Ein Ekel kommt selten allein. Gerade hatte Blaschke, Gebietsleiter eines Billigdiscounters, noch einen seiner unrühmlichen Auftritte als Chefcholeriker vom Dienst. Es sollte sein letzter sein. „Willkommen in der Hölle“, so begrüßt der Nachfolger des Toten seine Arbeitssklaven. Auch der Ober-Oberboss mag es zynisch. Im Niedrigpreissegment ist kein Platz für Gefühle. Solche Leute haben Lena Odenthal und Kopper bekanntlich gefressen. Doch die beiden Aufrechten aus Ludwigshafen hielten sich diesmal zurück mit allzu ausgestellter Empörung. So wie auch der „Tatort“ von Lars Montag insgesamt nicht den Fehler machte, auf die Betroffenheitsschiene zu setzen. Den Sarkasmus einiger Figuren trieb Drehbuchautor Stephan Falk gelegentlich sogar bis ins Satirische.
Jan Henrik Stahlberg gab den eiskalten Chef mit sadistischem Lächeln, während Stefanie Stappenbeck für ein bisschen Menschlichkeit sorgte. Auch sonst war das Meiste gut austariert in diesem „Tatort“, der durch die Vielzahl an parallelen Handlungssträngen ein enormes Tempo vorlegte. „Kassensturz“ bot einen soliden Whodunit mit einigen Einblicken in die Psychologie der Hartz-IV-Gesellschaft. Allein die Auflösung fiel etwas beliebig aus. Auch die alberne SWR-Werbung hätte man sich sparen können. Seine Stärke hatte der Film in seiner Milieuschilderung. Und die war – wie der „Fall Lidl“ zeigt – realitätsnaher, als man als Discounterkunde glauben mag. (Text-Stand: 1.2.2009)