Der Blick auf den Bodensee gab die Betriebstemperatur des neuen „Tatort“ vor: sie lag weit unter dem Gefrierpunkt! Stahlblau glänzte der Nachthimmel, ein eisiger Wind wehte nicht nur durch die unwirtliche Winterlandschaft, sondern auch durch die Flure jenes Elite-Internats, in dem ein Mitschüler zu Tode kam. In den Köpfen der Kommissare hielt sich lange der Glaube an einen Selbstmord, doch der Zuschauer wusste es besser. Von Beginn an war er eingeweiht und wurde Zeuge eines eiskalten Mordes. Ein junges Schülerpärchen, das mit illegalen Geld-Transaktionen früh den ganz großen Coup landen wollte, wusste sich keinen anderen Ausweg. „Gehen Sie direkt ins Gefängnis, gehen Sie nicht über Los“, orakelte der, der die beiden in der Hand hatte. Wenig später wurde er wie eine Katze im Sack brutal ersäuft.
Aus dem Mehrwissen des Zuschauers zog das Drehbuch von Dorothee Schön einen enormen Mehrwert für die Spannung. Immer wieder fiel dem schrecklichen Pärchen eine noch perfidere Variation ihres niederträchtigen Spiels ein, bei dem es ihm auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankam. Internatskrimis mit Eliteschnöseln gab es schon einige, doch so konsequent und klischeefrei wurde noch nie der krankhafte Übermensch-Gedanke zu Ende gedacht. „Herz aus Eis“ war ein Film der Charaktere, der Gesichter, der Schauspieler. Nora von Waldstätten, Florian Bartholomäi und Rosalie Thomass waren gnadenlos gut. Da ließen sich Mattes und Bezzel nicht lange bitten. Selten waren sie so überzeugend. Und auf alles hielt Ed Herzog sein waches Auge gerichtet. Klar sein Stil, glasklar seine Bilder. Ein außergewöhnlich guter Bodensee-„Tatort“. (Text-Stand: 22.2.2009)
Foto: SWR / Stephanie Schweigert