„Ein Toter auf dem Friedhof Reichenau“, meldet sachlich der Kollege von Klara Blum. „Was, nur einer?“, witzelt die Chefin zurück. Solche Dialoge, die in die unterste Schublade der Fernsehkriminaler-Ironie greifen, sind erfreulicherweise die Ausnahme im zehnten „Tatort“ von Eva Mattes. Die große Frau des deutschen Theaters konnte bislang nur selten so überzeugen wie in „Gebrochene Herzen“. Das hat viel damit zu tun, dass der Jubiläumsfall auf die Biographie ihrer Heldin Bezug nimmt. Man spürt wieder einmal, warum sie so häufig nachdenklich ins Leere starrt: zum Einstand verlor sie – daran wurden wir jetzt wieder erinnert – ihren Mann und Vorgesetzten.
Um Entschuldigen und Vergeben geht es in diesem Film, der über das Thema aber nie den Zuschauer und dessen Lust vergisst, dem Täter auf der Spur zu sein. Ein Vergewaltiger einer Zehnjährigen, der allen um sich herum das Herz gebrochen hat, wird ins Koma geschossen. Der Film von Jürgen Bretzinger wird von Minute zu Minute spannender, dichter, packender. Man wird hineingezogen in die Psychologie zahlreicher Opfer-Geschichten und gerät in ein emotionales Wechselspiel aus Rache und Verzeihen. Opfer geben schlechte Helden ab, predigen TV-Dramaturgen. „Gebrochene Herzen“ beweist eindrucksvoll das Gegenteil. (Text-Stand: 23.7.2006)