Ein kleiner Ort am Rande von Köln. Bernd Bürger würde der Hofbesitzerin Iris Findeisen am liebsten an die Gurgel gehen. Er macht sie für den Tod seines Sohnes verantwortlich. Der Junge ist im Kühlraum der Wildhändlerin erfroren. Bürgers Wut hängt auch und vor allem damit zusammen, dass Findeisen ein Verhältnis mit seiner Frau Nadja hat. Ein Mordmotiv ist für die Kommissare nicht ersichtlich – bis die attraktive Geschäftsfrau von der Kellnerin des Schützenvereinslokals belastet wird. Findeisen geht in Untersuchungshaft und Nadja Bürger zieht nach der Trennung von ihrem Mann in das Haus ihrer Geliebten. Ihre Mutter ist außer sich, das Dorf steht Kopf und Schenk und Ballauf suchen nach Ursachen für den Kurzschluss der Kühlanlage, die letztlich zum Tod des Jungen führte. War es nur ein tragischer Unfall?
Foto: WDR / Willi Weber
Zwei Familien am Rande des Nervenzusammenbruchs. Wo Kinder sterben, wo ein Mann von einer Frau wegen einer anderen Frau verlassen wird (in einer dörflichen Gemeinschaft), wo ein totes Kind benutzt wird, um offene Rechnungen zu begleichen und wo auch noch der Schützenverein zu seinem Recht kommt – da sind heftige Emotionen vorprogrammiert. Anna Schudt, Mark Waschke und Katharina Lorenz spielen das großartig. Immer wenn die Kommissare Feierabend haben, geben die Bewohner Einblicke ins merklich angekränkelte Dorf- und Familienleben. Der Boden ist also bereitet für einen etwas anderen Köln-„Tatort“. Die Frage ist nur: wie die Kommissare integrieren in diesen dramatischen Mikrokosmos?
Die Autoren machen es wie in den 47 Fällen zuvor – das ist die unbefriedigendste Variante. Die Kommissare sind sich mal wieder nicht einig. Schenk gibt sich dickschädelig, Ballauf feinfühlig und beide lassen sie viel zu aufgesetzt ihre Autorität als Kriminalbeamte heraus hängen. Doch schlimmer noch: Behrendts und Bärs Tonlage des Spiels ist eine andere als die der „Gäste“. Die zwei machen auf Serie, die anderen auf Drama. Und so ist „Familienbande“ doppelt tragisch. Beim WDR sollte man sich vor dem Kölner Jubiläums-„Tatort“ ein paar grundsätzliche Gedanken zu Ballauf und Schenk und dem Konzept „Krimi als launiger Gemischtwarenladen“ machen: ein bisschen Drama, ein bisschen Sozialkritik, ein bisschen Witz, ein bisschen Privatleben und viel klischeehafte Ritualisierung der Kommissare… So viel Auf-Nummer-sicher-Gehen ist man sonst im Fernsehfilm beim WDR gar nicht gewohnt!