Tatort – Familienbande

Behrendt, Bär, Waschke, Lorentz und das doppelte Drama eines Köln-"Tatorts"

Foto: WDR / Willi Weber
Foto Rainer Tittelbach

Ein Kind ist in einem Kühlraum erfroren. Ein lesbisches Paar schockt eine dörfliche Gemeinschaft und die Kommissare sind sich mal wieder nicht einig… Anna Schudt, Mark Waschke und Katharina Lorenz bereiten den Boden für einen etwas anderen Köln- „Tatort“. Doch leider sind da noch die Kommissare. Die „Gäste“ spielen Drama, Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär machen dagegen auf Serie. Ein typischer Gemischtwarenladen-Tatort“!

Ein kleiner Ort am Rande von Köln. Bernd Bürger würde der Hofbesitzerin Iris Findeisen am liebsten an die Gurgel gehen. Er macht sie für den Tod seines Sohnes verantwortlich. Der Junge ist im Kühlraum der Wildhändlerin erfroren. Bürgers Wut hängt auch und vor allem damit zusammen, dass Findeisen ein Verhältnis mit seiner Frau Nadja hat. Ein Mordmotiv ist für die Kommissare nicht ersichtlich – bis die attraktive Geschäftsfrau von der Kellnerin des Schützenvereinslokals belastet wird. Findeisen geht in Untersuchungshaft und Nadja Bürger zieht nach der Trennung von ihrem Mann in das Haus ihrer Geliebten. Ihre Mutter ist außer sich, das Dorf steht Kopf und Schenk und Ballauf suchen nach Ursachen für den Kurzschluss der Kühlanlage, die letztlich zum Tod des Jungen führte. War es nur ein tragischer Unfall?

Tatort – FamilienbandeFoto: WDR / Willi Weber
Sie weiß nicht mehr aus noch ein: Ihre große Liebe sitzt im Knast. Katharina Lorenz im Köln-„Tatort – Familienbande“ (2010)

Zwei Familien am Rande des Nervenzusammenbruchs. Wo Kinder sterben, wo ein Mann von einer Frau wegen einer anderen Frau verlassen wird (in einer dörflichen Gemeinschaft), wo ein totes Kind benutzt wird, um offene Rechnungen zu begleichen und wo auch noch der Schützenverein zu seinem Recht kommt – da sind heftige Emotionen vorprogrammiert. Anna Schudt, Mark Waschke und Katharina Lorenz spielen das großartig. Immer wenn die Kommissare Feierabend haben, geben die Bewohner Einblicke ins merklich angekränkelte Dorf- und Familienleben. Der Boden ist also bereitet für einen etwas anderen Köln-„Tatort“. Die Frage ist nur: wie die Kommissare integrieren in diesen dramatischen Mikrokosmos?

Die Autoren machen es wie in den 47 Fällen zuvor – das ist die unbefriedigendste Variante. Die Kommissare sind sich mal wieder nicht einig. Schenk gibt sich dickschädelig, Ballauf feinfühlig und beide lassen sie viel zu aufgesetzt ihre Autorität als Kriminalbeamte heraus hängen. Doch schlimmer noch: Behrendts und Bärs Tonlage des Spiels ist eine andere als die der „Gäste“. Die zwei machen auf Serie, die anderen auf Drama. Und so ist „Familienbande“ doppelt tragisch. Beim WDR sollte man sich vor dem Kölner Jubiläums-„Tatort“ ein paar grundsätzliche Gedanken zu Ballauf und Schenk und dem Konzept „Krimi als launiger Gemischtwarenladen“ machen: ein bisschen Drama, ein bisschen Sozialkritik, ein bisschen Witz, ein bisschen Privatleben und viel klischeehafte Ritualisierung der Kommissare… So viel Auf-Nummer-sicher-Gehen ist man sonst im Fernsehfilm beim WDR gar nicht gewohnt!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

WDR

Mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Mark Waschke, Katharina Lorenz, Petra Kelling, Anna Schudt, Tessa Mittelstaedt, Karoline Schuch

Kamera: Clemens Messow

Schnitt: Anke Berthold

Musik: Stephan Massimo

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Hans Werner, Peter Goslicki

Regie: Thomas Jauch

Quote: 9,65 Mio. Zuschauer (26,1% MA)

EA: 05.12.2010 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach