Tatort – Engel der Nacht

Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Thomas Jahn und ein Kind als einziger Mordzeuge

Foto: SWR
Foto Tilmann P. Gangloff

Der Bodensee-„Tatort – Engel der Nacht“ lebt fast ausschließlich von der Beziehung zwischen der mütterlichen Kommissarin Blum und dem Tatzeugen. Thomas Jahns Film ist allenfalls solide, in erster Linie jedoch blutleer, spannungsarm & stellenweise langweilig. Außer dem Kinderdarsteller Henry Stange und ein paar Regie-Einfällen ein „Tatort“ von der Stange.

Vor zehn Jahren galt Thomas Jahn quasi über Nacht als eines der großen deutschen Regietalente: Sein Kinofilm „Knockin’ on Heaven’s Door“ mit Til Schweiger und Jan Josef Liefers war 1997 ein großer Überraschungserfolg. Sein zweites Werk, „Kai Rabe gegen die Vatikankiller“, hatte weitaus weniger gute Kritiken (und auch weniger Zuschauer), war aber immerhin erneut Beleg für Jahns Mut zum Übermut. Seither ist er im Fernsehalltag verschwunden. Seine Handschrift, die selbst die gleichfalls nicht recht geglückte Organhandel-Krimikomödie „Auf Herz und Nieren“ (2001) prägte, hat sich in Serien wie „Balko“ oder „Der Dicke“ verflüchtigt. Einzig „Sperling und der Fall Wachutka“ ragt da noch heraus. Jahns Bodensee-„Tatort“ knüpft nahtlos an die bisherigen Konstanzer Krimis an.

Als wäre es Teil der Produktionsbedingungen, ist auch „Engel der Nacht“ allenfalls solide, in erster Linie jedoch blutleer, spannungsarm & stellenweise langweilig. Abgesehen vom Auftakt, den Jahn gekonnt mit Thriller-Elementen gestaltet, und den optisch verfremdeten Rückblenden ist die Inszenierung völlig unauffällig. Dagegen wäre ja nichts zu sagen, wenn sie sich einer packenden Geschichte unterordnen würde. Aber auch die Handlung ist eher schlicht: Ein Tierhändler ist ermordet worden. Einziger Zeuge ist sein kleiner Sohn, der zur Tatzeit als Schlafwandler unterwegs war, sich aber an nichts erinnern kann. Dringend verdächtig ist sein älterer Bruder (Niels Bruno Schmidt wie üblich als zorniger junger Mann), der enorme Spielschulden hat; und am Ende war’s, wie man rasch vermutet, jemand anderes.

Der Film lebt fast ausschließlich von der Beziehung zwischen der mütterlichen Kommissarin Blum (Eva Mattes) und dem Tatzeugen. Sieht man mal davon ab, dass der durch den Tod des Vaters zum Waisen gewordene Junge das Trauma erstaunlich gut verkraftet und auch gegen Ende locker wegsteckt, dass ihm der Kredithai des Bruders eine Pistole an den Kopf hält, spielt der kleine Henry Stange ganz famos. Der Rest ist „Tatort“ von der Stange: ein paar Frotzeleien zwischen Blum und ihrem Assistenten (Sebastian Bezzel), ein kleines bisschen Bodensee und ein dramaturgisch völlig vernachlässigtes Eifersuchtsdrama, dem schließlich entscheidende Bedeutung zukommt. Hübsch sind allein die tierischen Elemente: Der Tote betrieb einen illegalen Handel mit bedrohten Tierarten, so dass immer wieder mal unvermutet ein Kaiman oder ein Gürteltier durchs Bild schleichen.

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Reihe

SWR

Mit Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Henry Stange, Niels-Bruno Schmidt, Max Urlacher, Beata Lehmann, Matthias Kniesbeck

Kamera: Christoph Feller

Szenenbild: Jost Schrader

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Susanne Schneider

Regie: Thomas Jahn

Quote: 6,02 Mio. Zuschauer (17% MA)

EA: 09.04.2007 20:15 Uhr | ARD

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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach