Tatort – Der Lippenstiftmörder

Folkerts, Hoppe, Borchardt, Darnstätt, Senn. Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

Foto: SWR
Foto Tilmann P. Gangloff

Ein totes Mädchen. Die Indizien sprechen für einen einzigen Täter – doch der sitzt im Knast. „Der Lippenstiftmörder“ – der Titel dieser „Tatort“-Episode klingt nach TV-Movie, doch Autor Christoph Darnstädt und Regisseur Andreas Senn erzählen ihre wendungsreiche Geschichte völlig unprätentiös und dennoch fesselnd. Ein konzentriert inszenierter Krimi mit ausnahmslos treffend besetzten, sehr guten Schauspielern und einer außergewöhnlichen Auflösung.

Der Schein trügt. Auch wenn äußerlich nichts darauf hindeutet: Nicole ist tot. Dabei sitzt das Mädchen da, als warte es auf den Zug. Die Handschrift ist eindeutig: Sie gehört einem Mann, der als der „Lippenstiftmörder“ in die Annalen der Kriminalgeschichte eingegangen ist. Aber Holly Eising (Ole Puppe) hat das perfekte Alibi: Er sitzt im Gefängnis. Lena Odenthal und Mario Kopper (Ulrike Folkerts & Andreas Hoppe) stehen vor einem Rätsel.

Autor Christoph Darnstädt und Regisseur Andreas Senn, die beide zum festen kreativen Stamm der preisgekrönten RTL-Serie „Abschnitt 40“ gehören, erzählen ihre Geschichte völlig unprätentiös, aber dank der diversen Wendungen ungemein fesselnd. Für den schlichten Kopper ist der Fall klar. Ähnlich wie die Einwohner des Vororts, in dem vor einiger Zeit eine Anstalt für den „Maßregelvollzug“ gebaut wurde, ist er überzeugt: Den Mord hat einer von den Triebtätern begangen. Das Gefängnis gilt zwar als ausbruchssicher und perfekt überwacht; aber mit Hilfe des Personals ließe sich selbst hier ein Schlupfloch finden. Lena Odenthal hingegen hat einen ganz anderen Verdacht: Der Volleyballtrainer (Dirk Borchardt) des toten Mädchens, Rolf Czerni, musste seinen letzten Verein verlassen, weil er angeblich ein Verhältnis mit einem seiner Schützlinge hatte. Seine Frau (Schedwill) ist offensichtlich eifersüchtig. Das gilt auch für den Lehrling Florian, den Freund der toten Nicole (von Jascheroff). Wie praktisch, dass alle drei einander ein Alibi geben, denn Czerni ist Florians Chef und hat am Abend der Tat mit ihm für eine Prüfung gepaukt, was Frau Czerni bestätigt.

Interessanter noch als diese Kleinstadtkonstellation, die sich den beiden Beamten als undurchdringliches Geflecht von Klatsch, Tratsch und übler Nachrede darbietet, sind die gemeinsamen Szenen von Lena Odenthal und Holly Eising. Ole Puppe (auch er gehört zum Personal von „Abschnitt 40“) verkörpert den Triebtäter mit einer feinen Mischung aus Arroganz, Charisma und lauernder Bosheit. Schon bei der zweiten Begegnung spielt er ein perfides Spiel mit der Kommissarin. Später wird er das fortsetzen, als Nicoles Freundin Caro ausreißt: Der Mann, der ihr Vertrauen beinahe mühelos gewinnt, ist niemand anders als Eising. Ein konzentriert inszenierter „Tatort“ aus Ludwigshafen: mit ausnahmslos treffend besetzten, guten Schauspielern und einer Auflösung, die zwar selbst versierte Krimi-Fans überraschen wird, aber trotzdem nicht an den Haaren herbeigezogen wirkt. (Text-Stand: 2006)

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Reihe

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Mit Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Dirk Borchardt, Ole Puppe, Rolf Kanies, Laura-Charlotte Syniawa, Max Gertsch, Kirsten Block, Sybille Jacqueline Schedwill

Kamera: Ralf Nowak

Szenenbild: Annette Ganders

Schnitt: Sabine Garscha

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Christoph Darnstädt

Regie: Andreas Senn

Quote: 7,61 Mio. Zuschauer (22,3% MA)

EA: 27.08.2006 20:15 Uhr | ARD

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