Todesfälle ereignen sich in der Regel aus heiterem Himmel. Dieser hingegen ist alles andere als überraschend: Umweltschützer Kettler hat sich fast vorsätzlich so viele Feinde gemacht, dass man schon nach wenigen Momenten weiß, wer in diesem Krimi das Opfer sein wird. Die Anzahl der potenziellen Täter ist naturgemäß größer, sonst wäre der Film womöglich noch langweiliger. Immerhin ist der Hintergrund interessant. Am Bodensee, will das Drehbuch (Matthias Dinter und Xao Seffcheque) weismachen, tobt ein „Kormorankrieg“: Die Fischer wollen den Vögeln den Garaus bereiten, weil sie den ohnehin reduzierten Fischbestand dezimieren; Umweltschützer tun alles, um den Vogelmord zu verhindern. Der Begriff „Krieg“ ist zwar ein allzu großes Wort für die regelmäßigen Auseinandersetzungen, aber immerhin werden auch schon mal Handgreiflichkeiten getauscht. Als das von vielen Vögeln als Brutplatz genutzte Ried abgefackelt wird, fällt der Verdacht natürlich auf die Fischer. Prompt kommt es zu einer Prügelei zwischen Kettler und dem Wortführer (Bernd Tauber). Als der oberste Umweltschützer vom Untersee Tags drauf tot in einem Netz hängt, scheint der Fall klar.
Natürlich wäre das zu einfach, weshalb das Drehbuch noch eine Eifersuchtsebene sowie eine alte Rechnung ins Spiel bringt. Beide Maßnahmen erhöhen die Spannung (Regie: Jürgen Bretzinger) allerdings nur unwesentlich, obwohl gerade die Verwicklung eines Kommunal-Politikers (Stephan Schad) in den Fall durchaus ihren Reiz hat. Man hat daher erneut viel Muße zu grübeln, warum die Krimis aus Konstanz einfach nicht funktionieren. Einer der Schwachpunkte ist mittlerweile die Hauptfigur, die zu Beginn äußerst reizvoll eingeführt wurde, zu der den Autoren aber offenbar nichts mehr einfällt. Der SWR nennt seine badischen Beiträge zwar keck einen „Klara Blum-Tatort“, aber Frau Blum (Eva Mattes) steht mitunter fast teilnahmslos in der Szenerie herum, als sei sie bloß eine Randfigur; Assistent Perlmann (Sebastian Bezzel) bekommt fast stärkere Konturen. Wenig förderlich für eine authentische Atmosphäre ist auch das sprachliche Sammelsurium, weil einige Figuren, deren Familien angeblich seit Generationen am Bodensee leben, breites Schwäbisch reden.
Davon abgesehen wirken die Geschichten stets wie Heimatdramen, was aber nichts mit dem ländlichen Handlungsort zu tun hat; die „Tatort“-Krimis aus Niedersachsen spielen schließlich ebenfalls in der Provinz. Allerdings werden die Schauspieler mitunter einfach schlecht geführt, so dass ihre Darbietungen stark nach Laientheater aussehen. Dabei kranken die Filme vielleicht letztlich nur an ihrer produktionstechnischen Zerrissenheit: Am Bodensee werden schließlich bloß die charakteristischen Außenaufnahmen gedreht. (Text-Stand: 6.1.2008)