Der „Tatort“ aus Frankfurt macht seinem Ruf alle Ehre. Einerseits gelten Jörg Schüttauf und Andrea Sawatzki Dank kluger Autoren und innovativer Regisseure als die radikalsten Sonntagsermittler, andererseits stecken die Geschichten, die den Ausnahmecharakteren Dellwo und Sänger auf die fiebrig-nervösen Leiber geschrieben werden, oft voller sozialem Sprengstoff. „Das letzte Rennen“ ist vor allem formal ein außergewöhnlicher Krimi. Die Handlung spielt an einem Tag, dem Tag des Frankfurt-Marathons. Das sportliche Großereignis, das 2005 für diesen Film mit neun Kamerateams begleitet wurde, gibt das Tempo der Handlung vor, bestimmt den Rhythmus der 90 Minuten. Menschen, Kamera, Bilder – alles ist in Bewegung. Ob in der Optik oder beim Erzählen – ständig wechseln die Perspektiven. Flexibilität ist angesagt bei diesem für ältere Zuschauer sicherlich gewöhnungsbedürftigen Film, bei dem einem bisweilen die Augen flimmern.
Kommissar Dellwo, genervt vom Bullen-Alltag, sucht die persönliche Herausforderung und läuft mit beim Marathon. Es scheint, als sei er das Ziel eines Attentats. Dellwo muss den Lauf abbrechen… Die Story dieses perfekt gemachten, die Spannung wohl dosierenden Krimithriller nimmt Bezug auf die Doping-Vergangenheit in der DDR. Seine Atmosphäre und physische Kraft zieht der Film von Edward Berger aus dem vermeintlichen Live-Charakter seiner Darstellung. Ein gelungenes Experiment.