Beinahe grenzenlose Geduld zeigte das Publikum bislang mit den Krimis vom Bodensee: Ein echter Knüller war noch nicht dabei, doch die Zuschauer blieben „Tatort“-Kommissarin Klara Blum gewogen. Dieses Mal wird die Hoffnungen sogar einigermaßen erfüllt: Die Folge „Das Lächeln der Madonna“ ist endlich mal ein richtiger Krimi, der den Einheimischen nicht peinlich sein muss; obgleich die Geschichte mitunter ihre Glaubwürdigkeit etwas strapaziert.
Die Inspiration zur Grundidee verdankt Autor Kai-Uwe Hasenheit der Entdeckung, dass das angebliche Rembrandt-Gemälde vom „Mann mit dem Goldhelm“ gar kein echter Rembrandt ist, sondern offenbar von einem Schüler des Meisters stammt. Das dämmert sowohl dem Dieb wie auch seiner Verfolgerin aber erst später. Zunächst mal geht’s nur um Raubmord: Im Konstanzer Museum ist das Prachtstück gestohlen worden, eine Madonna von Lucas Cranach; der Restaurator, der es gerade in Arbeit hatte, ist ermordet worden. Die Identität des Täters ist offensichtlich: Der Assistent der Leiterin ist flüchtig. Das Bild hat er zuvor im Schließfach deponiert. Mehr oder weniger freiwillig gewährt ihm eine Frau Unterschlupf.
Die Beziehung zwischen den beiden ist mit Abstand das interessanteste an der Geschichte. Quasi über Nacht entwickelt sich ein so genanntes Stockholm-Syndrom: Die in Liebesdingen bislang offenbar enttäuschte Frau (Brigitte Hobmeier) erliegt dem charismatischen Charme des Mannes (Harald Schrott), der sich als Kunstdieb in großem Stil entpuppt. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass er der Echtheit des Bildes misstraut. Das Beste an Hasenheits Geschichte (Regie: Christoph Stark) ist die Idee, den Kunstdieb völlig offen anzulegen. Und Schrott spielt die Vielschichtigkeit gewohnt gut: Man hat zunächst keinen Grund, ihm den Mord nicht zuzutrauen; doch mit der Zeit wachsen die Zweifel. Geschickt reiht der Film anfangs ein Mosaiksteinchen neben das andere, ohne allerdings Hinweise auf das fertige Bild zu liefern; eine clevere Methode, die Neugier zu wecken. Großen Anteil an der wachsenden Spannung hat die zurückhaltende, gleichzeitig enorm präsente Musik von Thomas Osterhoff.
Auch diesmal aber stolpert man über diverse Schnitzer. Zwischen der Quasi-Geisel und ihrem Quasi-Entführer funkt es ein bisschen zu flott, Frau Blum muss nie ihren Ausweis zeigen, Perlmann ballert auf ein verschlossenes Türschloss, als habe er zu viele Krimis gesehen, und ein Trip nach Zürich ist schlichtestes Räuber und Gendarm. (Text-Stand: 25.12.2005)