Zwei Morde mit ähnlich grausamer Tötungsmethode beschäftigen die Stuttgarter Kommissare. Zunächst wird einem Bauunternehmer mit einer Radladerschaufel der Garaus gemacht. Wenige Tage später wird eine Restaurantbesitzerin von einem Geländewagen mehrfach überrollt. Beide sind bei vollem Bewusstsein qualvoll verblutet. An beiden Tatorten finden die Ermittler ein Foto einer jungen Frau. Eine erste Spur führt zum Anwalt Michael Joswig, der vom ersten Opfer in der Mordnacht einen Anruf bekam – dabei will er den Bauunternehmer seit zehn Jahren nicht mehr gesehen haben. Dass die beiden Morde miteinander in Verbindung stehen, bestätigt sich: die Getöteten waren vor 15 Jahren ein Paar. Die Ermittlungen kommen ins Stocken. Geht es um ein Erbe? Geht es um Rache? Nur eines ist sicher: Anwalt Joswig hat Angst. Eine Soko wird zusammengestellt. Ein Staatsanwalt a.D. gerät unter Verdacht. Und die Angst von Joswig wächst. Schließlich redet er…
Langsam müssen Richy Müller & Co aufpassen, dass sie nicht den Kredit verspielen, der ihnen als Bienzle-Nachfolger reichlich gewährt wurde. Diese nichtigen Privatgeschichten am Rande um Lannerts vermeintliche Probleme mit irgendeinem Nachbarn oder Bootz’ Doppel-Belastung, der bei seinen Kindern zwischenzeitlich die Rolle von Papa und Mama übernehmen muss, sind genau so überflüssig wie so manche Dialogpassage. Sagt Bootz: „Wie es aussieht, handelt es sich um den gleichen Täter.“ Antwortet Frau Staatsanwältin: „Dann haben wir nicht zwei Fälle, sondern einen.“ Aber der Weg der Ermittler ist nicht nur gepflastert mit Redundanzen, sondern auch mit Krimi-Floskeln („sehr seltsam“, „eine schreckliche Sache“) und mit dem ungelenken Kreuzfeuer der Fragen, die sich die Kommissare gegenseitig stellen.
So etwas kann man in Serien machen. Der „Tatort“ sollte andere Standards erfüllen. Und der Fall? Der ist kompliziert, dennoch retrospektiv recht gut verstehbar und auch „ein bisschen“ spannend. Schaut man genauer hin, sieht man aber, dass der Film dramaturgisch Vieles verschenkt. Die Autoren versuchen, den Whodunit mit Thriller-Momenten aufzuladen. Doch um Thrill zu empfinden, weiß der Zuschauer zu wenig von der Vorgeschichte und um mit einer Figur mitzufiebern, reicht es nicht, dass man sie mit einem sympathischen Schauspieler (wie Hans-Werner Meyer) besetzt. Erst nach 65 Minuten kommt die emotionsträchtige Vorgeschichte auf den Tisch. Das Mehrwissen beteiligt endlich (!) den Zuschauer an der Geschichte. Die Spannung steigt. Bis dahin lässt einen der Film kalt. Dass der Täter am Ende mehr oder weniger aus der Kiste gesprungen kommt – das passt dann wieder ins Bild dieses Films. „Das erste Opfer“ ist einer jener typischen Business-as-usual-Krimis, in denen nichts zwingend ist – und die man deshalb auch nicht gesehen haben muss. (Text-Stand: 17.9.2011)