„Ich dachte, ich kenn’ schon alles nach 20 Jahren Wühlerei im Dreck.“ Doch so etwas ist Kommissar Borowski noch nicht begegnet: ein Säure-Killer geht um in Kiel. In der Kanalisation tauchen Überreste menschlicher Körper auf. Die Opfer zu identifizieren ist schwerer, als die Suche nach dem Täter. Der nämlich stellt sich selbst. Ein Priester ausgerechnet, der in seiner kleinen Gemeinde größtes Ansehen genießt. Er liefert ein Geständnis, doch er beichtet nicht. Kommissar Borowski bleibt skeptisch – dann juckt es ihm im Knie und er weiß: Der Mann lügt!
Ein Fall für hartgesottene „Tatort“-Fans ist dieser Borowski in der Unterwelt“. Leichenteile suchen ein Zuhause. Das mag makaber klingen, doch Autor Sascha Arango setzt dabei nicht auf das Thrillerhaft-Spekulative, vielmehr schwingt immer neben dem leicht Grotesken auch eine beiläufige Form der Zivilisationskritik mit. „Es taucht jemand auf, der im wahrsten Sinne des Wortes in unserer Scheiße lebt“, so die Regisseurin Claudia Garde. Das „zwei Welten“-Prinzip hebt den Film auch visuell stark von den üblichen „Wo-waren-Sie-gestern-abend“-Krimis ab. Atmosphäre und Action erwarten den Zuschauer gleichermaßen. Die Unterwelt, das ist hier nicht der Platz für Gangster, sondern ein mythologischer Ort und ein Terrain, das zu diesem einzelgängerischen Quertreiber Borowski bestens passt. Endlich kann der mal so richtig abtauchen. Möglich machte es das grenzwertige Buch von Grimme-Preisträger Arango, der zuletzt die schwarzhumorige Eva Blond erfand. Hauptdarsteller Axel Milberg, der seinem selbstgefälligen Arroganzbolzen auch ein wenig Charme auf den Weg ins kloakige Nass mitgibt, findet aber auch in Uwe Bohm seinen Meister. (Text-Stand: 1.10.2005)