Tatort – Blutdiamanten

Behrendt, Bär, Eigler, Poser, Neuwöhner. Krimi mit Anliegen – durchaus gelungen!

Foto: WDR
Foto Tilmann P. Gangloff

„Blutdiamanten“ war 2006 ein Rückfall in jene Jahre, als man beim WDR-„Tatort“ in Köln die Welt verbessern wollte. Die Autoren Sönke Lars Neuwöhner & Sven Poser sind nicht die ersten, die die illegalen Geschäfte mit den illegalen „Steinen“ als filmisches Sujet entdeckt haben. Bei Regisseur Martin Eigler ist das Buch in den besten Händen. Ohne Leerlauf!

Sie sind die Sozialarbeiter unter Deutschlands Kommissaren. Ganz gleich, welcher gesellschaftliche Missstand einem einfällt: Die Kölner „Tatort“-Kommissare haben sich unter Garantie schon damit befasst. In den besten Fällen sind die Filme trotzdem noch ordentliche Krimis geworden, weil die Autoren ihr Bedürfnis, eine Botschaft unters Volk zu bringen, und die Erwartungen des Publikums unter einen Hut bekommen haben. Mitunter aber ächzten die Produktionen auch dermaßen unter ihrem Anliegen, dass Spannung kaum aufkam. Vor allem in den Anfangsjahren setzten die Krimis aus Köln auf Relevanz. Kindesmissbrauch, Wehrmachtsverbrechen, Handel mit Nervengas, Freigänge von Triebtätern, Erpressung und Gewalt an Schulen, Kindesmisshandlung: Es gab kaum ein gesellschaftlich diskutiertes Thema, mit dem die Kommissare nicht schon konfrontiert worden sind.

Im Lauf der Jahre gelang es den Autoren allerdings immer besser, die schweren Stoffe krimitauglich zu verpacken. Die frotzelnde Buddy-Freundschaft zwischen Ballauf und Schenk trat mehr und mehr in den Vordergrund, die Fälle wurden richtig prima; längst gehört das Duo zu den beliebtesten „Tatort“-Kommissaren. Hin und wieder aber erlaubt sich die WDR-Redaktion einen Rückfall in jene Jahre, als man die Welt verbessern wollte. Das gilt auch für die Folge „Blutdiamanten“. So nennen Experten Edelsteine, die aus Konflikt-Gebieten stammen. Diverse Bürgerkriege in Afrika werden mit Rohstoffen finanziert. Die Autoren Sönke Lars Neuwöhner & Sven Poser sind nicht die ersten, die die illegalen Geschäfte als filmisches Sujet entdeckt haben: Der Handel mit diesen Diamanten ist natürlich illegal, woraus bereits der James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ einen Teil seiner Spannung bezog.

Schon der Vorspann mit seinen grobkörnigen Afrikabildern macht deutlich, dass es diesmal wieder um mehr geht als bloß um Mord. Aber dann ist Action angesagt: Das Firmenjubiläum des Juweliers De Mestre wird von bewaffneten Vermummten gesprengt. Was wie ein Raubüberfall aussieht, ist jedoch die Aktion einer Gruppe namens „Underworld“. Als einer der Aktivisten erschossen wird, fällt der Verdacht sogleich auf die Polizei. Aber als sich Ballauf und Schenk näher mit dem Juwelier (Windhuis) befassen, führt die Spur erst nach Afrika und dann nach Antwerpen: De Mestre hat offenbar auch Steine aus dem Kongo bezogen; ein afrikanischer Mitwisser, der auspacken wollte, wurde ermordet. Die Kommissare fahren nach Belgien, wo sie einen Söldner stellen wollen, der für De Mestre gearbeitet hat. Was sie nicht ahnen: Auch der Anführer der Aktivisten ist dem mutmaßlichen Mörder auf der Spur.

Bei Regisseur Martin Eigler ist das Drehbuch in den besten Händen. Schon „Schützlinge“ (2002, ebenfalls von Poser und Neuwöhner), eine Geschichte über Gehörlose, gehörte zu den besten Kölner Krimis. Eigler (zuletzt „Solo für Schwarz“) inszeniert auch diesmal ungewöhnlich präzise, es gibt keinerlei Leerlauf.  Erneut ist es Schenk, der das Publikum repräsentiert: Anfangs steht er „Underworld“ mehr als skeptisch gegenüber, doch je mehr er über die Blutdiamanten erfährt, um so besser kann er die Motive der Aktivisten nachvollziehen; erst Recht, als ihm die Konfrontation mit einem Killer quasi eine „Nahtod“-Erfahrung beschert. Übrigens wirkt der Liebeskummer von Sekretärin Franziska deutlich störender als die gelegentlichen Vorträge über die Blutdiamanten. (Text-Stand: 2006)

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Reihe

WDR

Mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Tessa Mittelstaedt, Joe Bausch, Christian Tasche, Andrea Croonenberghs, Andreas Windhuis, Florian Panzner, Isabella Parkinson, Vic de Wachter, Sonja Baum, Charly Hübner

Kamera: Martin Kukula

Schnitt: Dora Vajda

Musik: Johannes Kobilke

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser

Regie: Martin Eigler

Quote: 8,34 Mio. Zuschauer (21,6% MA)

EA: 15.01.2006 20:15 Uhr | ARD

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