Die Vorgeschichte war schon ein Narrenspiel für sich: Suchte doch der Süddeutsche Rundfunk für seinen „Tatort“ monatelang nach einer Stadt, in der beim Narrenumzug der schwäbisch-alemannischen Zünfte gedreht werden durfte. Mörder in der Maske fürchtete man in Städten wie Villingen-Schwenningen oder Rottweil. Da wurde der Narr zum Tor. Anders in Ravensburg, wo die Zunft „Schwarze Veri“ den Medienrummel nicht scheute. Zum Dank bescherten der Stadt Felix Huby („Oh Gott, Herr Pfarrer“) und die Schauspieler-Crew, allen voran Dietz Werner Steck als Kommissar Bienzle, einen ziemlich gelungenen „Tatort“.
Es beginnt damit, dass beim alljährlichen Fastnachtstreiben eine Bank überfallen und der Filialleiter ermordet wird. Maskenschnitzer Behle (Robert Atzorn), ein Außenseiter, ein zu kurz Gekommener, wird verhaftet. Der Fall scheint klar, wäre längst bei den Akten – wäre da nicht zufällig Kommissar Bienzle mit seiner Lebensgefährtin bei der Ravensburger „Fasnet“-Feier zu Gast. Dem sagt sein kriminalistischer Instinkt, dass etwas oberfaul ist in dieser schönen Stadt, wo ein einziger Unternehmer (Matschoss) die politischen Fäden zieht.
Erfolgsautor Felix Huby, zuletzt mit „Ein Bayer auf Rügen“ im Programm und kein Mann hohler PR-Phrasen, meinte nach einer öffentlichen Vorfhrung ganz spontan: „Sicher einer der besten, wenn nicht der beste Film, der je nach einem Buch von mir entstanden ist.“ Allein mit der Besetzung des Mordverdächtigen hatte er anfangs leichte Probleme: Robert Atzorn, einst (nach Hubys Drehbuch) Pfarrer, dann Lehrer, mit dem „Stigma“ des Guten Menschen versehen, auf einmal als vermeintlicher Bösewicht. „Er hat seine Rolle prima gespielt – dennoch hätte ich mir schon gewünscht, dass die Ambivalenz, die Ungewissheit einen Tick länger aufrechterhalten geblieben wäre.“ Indes setzte Hartmut Griesmayr, Routinier auf dem Regiestuhl, ganz auf das Atzorn-Image – sprich: auf Identifikation und Anteilnahme.
Der Lehrer-Specht-Darsteller ist voll des Lobes für „Bienzle und das Narrenspiel“. Atzorn: „Da ist Spannung drin, Humor und viel vom spezifisch Schwäbischen, diesem Schlitzohrigen, Witzigen und leicht Behäbigen. Man weiß nie, sind die so langsam oder spielen sie es nur.“ Geradezu ins Schwärmen kommt der gebürtige Hamburger, wenn er an die Bilder des „Fasnet“-Treibens denkt und vor allem an die mythologischen Wurzeln dieser vermeintlichen Narretei. „Es ist schon ein echtes Ur-Erlebnis diese Masken zu sehen, diese archaische, anarchische Kraft, diese Hexen und Henker. Einfach beeindruckend.“ (Text-Stand: 1994)