Wie der „Tatort“ der ARD, so leben auch die Samstags-Krimireihen des ZDF von der kreativen Vielfalt: Da sich in der Regel immer wieder neue Regisseure und Autoren der Figuren annehmen, kommen immer wieder neue Farben ins Bild. Michael Illner schreibt in seinem Drehbuch für „Schwarze Tulpen“ zwar die private Geschichte fort (Tochter Christiane kehrt zurück ins Elternhaus), doch auf der kriminalistischen Ebene setzt er einen ganz anderen Akzent: Ein Mord im Milieu führt den sächsischen Hauptkommissar von der Elbe nach Amsterdam. Er hat den Mörder, einen Nachtclubbesitzer und Zuhälter (Heinrich Schmieder), zwar schon verhaftet, doch ohne die Aussage einer Thailänderin steht er bloß mit Indizien da. Der Ganove hat eines seiner Mädchen, das in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte, vom Dach gestoßen. Einzig Saowanee (Rosie Alvarez) kann bezeugen, dass es schon vorher Streit und ein Schläge gab; doch Saowanee ist nach Amsterdam geflohen. Zusätzlichen Reiz bekommt der Fall, weil Stubbe den Mörder von früher kennt: Er konnte Harmsdorf schon ein Mal einen Mord nicht nachweisen. Nun ist er erneut auf freiem Fuß und macht sich prompt gleichfalls auf den Weg ins Nachbarland, um die lästige Mitwisserin zu beseitigen.
Die Konfrontation des gründlichen Stubbe (Wolfgang Stumph) mit den lässigen Holländern wäre ohnehin schon sehenswert, doch Illner geht noch einen Schritt weiter: Er lässt den Witwer innige Freundschaft mit dem von seiner Frau verlassenen Amsterdamer Kollegen schließen (Chiem van Houweninge ist immer noch von Zeit zu Zeit als „Hänschen“ in den „Schimanski“-Filmen zu sehen). Dieser Jan van der Heijde lebt auf einem Boot und pflegt seinen Kummer mit gutem Whisky zu bearbeiten; Stubbe ahnt nicht, dass die Freundschaft am Ende auf eine schwere Probe gestellt wird. Durch die Ermittlungen in Holland rückt der private Erzählstrang, in den „Stubbe“-Krimis in der Regel nicht weniger wichtig als die kriminalistische Ebene, zunächst in den Hintergrund. In die Bresche springt der treue Zimmermann (Lutz Mackensy), der damit auch im Haus am Deich zu Stubbes Stellvertreter wird; die diversen Telefonate sorgen für hübsche Kontrapunkte. Bisweilen nimmt das Geplänkel zwar etwas überhand, bleibt aber stets sympathisch. (Text-Stand: 7.1.2006)