Silberdisteln

Juhnke, Schubert, Fendel, Hildebrandt, Udo Wachtveitl. Aufbegehren im Altenheim

Foto: SWR / BR / Allgeier
Foto Rainer Tittelbach

Tatort Altenheim. Harald Juhnke, Heinz Schubert und Rosemarie Fendel sind die drei „Silberdisteln“ in dem gleichnamigen, tragikomischen und schwarzhumorigen Regie-Debüt von Schauspieler Udo Wachtveitl. Ein Pfleger ärgert und bevormundet die Alten – und die schlagen eigenwillig zurück. Hinreißend gespieltes Kammerspiel, wunderbar altmodisch!

Es könnte so schön sein im Altenheim St. Bartholomäus – wenn nicht dieser unangenehme Pfleger wäre. Und so hecken die „Silberdisteln“ in Udo Wachtveitls gleichnamigem Film einen raffinierten Plan aus. Der Schauspieler, bekannt als „Tatort“-Kommissar Leitmayr, konnte für sein Debüt als Autor und als Regisseur mit Harald Juhnke, Heinz Schubert, Rosemarie Fendel und Dieter Hildebrandt gleich vier hochkarätige Schauspieler gewinnen.

Nafziger, ein Mann mit Grandezza, und Schambeck, ein gewitzter Alter, sind die Partylöwen eines badischen Provinz-Altenheims – und sie haben Beziehungen. Jeden Dienstagabend wird bei Sekt und Schnittchen ausgelassen geschwoft. Die Frauen holt man sich aus einem ortsbekannten Etablissement. Nur der Pfleger Linprun stellt ihnen ab und zu den Strom ab. Da kommt es den beiden gerade recht, dass die verwirrte Frau Tenns gesehen haben will, wie Linprun eine Mitbewohnerin vergiftet hat. Die Polizei glaubt ihr nicht. Also nehmen die drei die Sache selbst in die Hand. Wenn man den verhassten Pfleger dieses Mal nicht überführen kann, dann eben das nächste Mal. Und wo keine Beweise sind – muss man sie schaffen.

Das Thema, sagt Wachtveitl, habe ihn beschäftigt, weil er seine Großmutter im Altenheim gehabt und sie oft besucht habe. „Es gab dort einzelne Bilder, Geräusche, Stimmungen, die sich mir eingeprägt haben und die ich interessanter finde als schicke Designer-Wohnungen.“ Außerdem habe er von sogenannten „Todesengeln“ unter den Pflegern gelesen. „Der Pfleger hat in solchen Heimen besonders nachts eine absolute Machtposition. Ohne große Gefahr, dass man ihm draufkommt, kann er Gott spielen“, so Wachtveitl. Einen Film, der Komisches und Schreckliches im Stile des britischen Humors verbindet, habe er machen wollen. Ihm sei es um Wahrheiten gegangen – und die habe er nicht einmal für ein Happy End opfern wollen.

SilberdistelnFoto: SWR / BR / Allgeier
Kabarettist Dieter Hildebrandt – nach „Kir Royal“, „Man spricht deutsh“ und „Go Trabi go“ sah man ihn selten in Filmen. Udo Wachtveitl engagierte ihn für „Silberdisteln“.

Heinz Schubert, der mit Ekel Alfred Fernsehgeschichte schrieb, durfte unlängst schon in dem Altenheim-Krimi „Der Coup“ komödiantisch aufbegehren. „Beides Mal durfte ich zeigen, dass die Alten auch noch die Zähne fletschen können“, betont der 73-Jährige. „Ein verschrobener Typ, ein Schlitzohr“, so charakterisiert Schubert seinen Schambeck. Zufrieden ist auch Harald Juhnke: „Eine gebrochene Figur wie alle meine letzten Rollen. Bei diesem Drehbuch hatte ich keine Lust, auch nur ein ‚und’ zu ändern, sondern habe immer nur lauthals gelacht.“ Und Udo Wachtveitl bekennt, dass er die Regiearbeit ein wenig unterschätzt habe. „Am anstrengendsten ist es, sich so lange zu konzentrieren. Als Schauspieler hat man ja immer mal eine Pause oder einen Tag frei.“ Ansonsten habe er sich vieles in den letzten Jahren beim Drehen abgeguckt. (Text-Stand: 5.2.1999)

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Fernsehfilm

Arte, SWR

Mit Harald Juhnke, Heinz Schubert, Rosemarie Fendel, Dieter Hildebrandt, Heinz Josef Braun, Fabian Busch, Martin Glade, Maria Bachmann

Kamera: Hans-Jörg Allgeier

Szenenbild: Cäcilia Gernand

Produktionsfirma: Südwestrundfunk

Drehbuch: Udo Wachtveitl

Regie: Udo Wachtveitl

EA: 05.02.1999 20:45 Uhr | Arte

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