Gerade wollte sich Veronika Hofer von ihrem treulosen Ehemann im Guten trennen, da stürzt er vor ihren Augen in den Tod. Jetzt will sie erst recht so schnell wie möglich die Koffer packen, denn ihre herrschsüchtige Schwiegermutter geht ihr gehörig auf die Nerven. Mit ihr gemeinsam das geerbte Grandhotel Schwarzwaldhof, seit Jahrzehnten in Familienhand, zu betreiben – das wäre ihr eine Horrorvorstellung. Doch plötzlich ist es gerade die eisige Unverfrorenheit dieser kalten einsamen Dame, die bei Veronika Hofer Kampfeslust weckt.
Saskia Vester spielt jene plötzlich auf sich selbst gestellte Frau, der so ziemlich alles zu fehlen scheint, was eine erfolgreiche Hotelmanagerin braucht. Ihre Veronika ist unsicher, ungeschickt, unbedarft. Aber sie ist zugleich auch stur, willensstark und lernfähig. Dass sie es irgendwann einmal mit ihrer durchtriebenen Schwiegermutter aufnehmen könnte, ist nicht anzunehmen. Während sich Veronika in die alltäglichen Abläufe des Hotellebens mit Elan einarbeitet, spinnt jene Dora Hofer bereits die nächste Intrige. Sie zieht Veronikas labilen Sohn auf ihre Seite und plant, „den alten Kasten“ hinter dem Rücken der Chefin heimlich zu verkaufen. Ihr Handlanger ist ein Mitarbeiter einer Hotel-Holding, die den Schwarzwaldhof übernehmen will. Der macht seine Sache gut, verliebt sich dann aber in die arglose Veronika.
Christian Pfannenschmidt, der immerhin Serien wie „Girl Friends“ oder „Die Albertis“ schrieb, hat hier alle Klischees des Genres aneinandergereiht, um dem Zuschauer eine möglichst überraschungsarme Geschichte zu präsentieren. Dass der Handlungsfluss des Films dennoch nicht wie ein Schwarzwälder Bergbach im Sommer dahinplätschert, das ist der Regie von Matthias Tiefenbacher zu verdanken, einem der wenigen Fachmänner für gehobene Unterhaltung hierzulande. Er ist einer, der sichtlich den Ehrgeiz hat, aus einem schwachen Drehbuch noch einen passablen Film zu machen. Im Zusammenspiel mit den Schauspielern legt er den Figuren oft mehr Tiefe in ihr 08/15-Profil.
„Der Schwarzwaldhof“ lebt auch durch die überlegte Besetzung. Saskia Vester zwischen Muttertier und moderner Marilyn, eine in die Dummchen-Ecke gestellte Frau in den besten Jahren – das ist ein Wechselspiel zwischen peinlich und hinreißend, aber es wird nie langweilig mit dieser unkonventionellen Hotelchefin. Auch Oliver Stokowski legt mehr Normalität und sympathische Züge in seine Rolle des „Ausspionierers“, als dem Charakter dieses Hamburger Hallodris zugedacht ist. Und die einstige Fassbinder-Actrice Rosel Zech ist großartig als Eis gewordene Schwiegermutter mit böse-Hexe-Appeal. Ihre Figur fährt auf, was es aufzufahren gibt gegen die Heldin, mimisch indes zeigt Zech das genaue Gegenteil: Reduktion in größter Perfektion.