Schneeweißchen, Rosenrot und ihre Mutter verkaufen auf dem Markt Rosenöl und halten sich so mehr schlecht als recht über Wasser. Denn es herrscht Hunger im Land und Rosenöl gilt als Luxus. Eine noch erbärmlichere Existenz führt das diebische Volk der Zwerge. Einer von ihnen kann mit Hilfe seines langen Bartes zaubern, er stiehlt den Kronschatz des Königs und sucht eine Höhle für die Beute. Dummerweise steht die Hütte von Schneeweißchen und Rosenrot davor, beschützt von zwei verzauberten Rosenbüschen, die nur Menschen mit einem guten Herzen Zutritt gewähren. Zuvor hat er noch den Prinzen, der ihm auf der Spur war und den mit Schneeweißchen das Band der Liebe verbindet, in einen Bären verwandelt. Doch der lange Bart ist auch eine Bürde für den Zwerg: immer wieder klemmt er ihn ein oder hängt mit ihm fest. Drei Mal helfen ihm die Mädchen aus der Bredouille. Jedes Mal muss Rosenrot ein Stück des Bartes abschneiden, wodurch der Zwerg seine Zauberkräfte verliert. Schließlich beginnt eine Treibjagd auf den Bären. Wird die Liebe ihn retten können?
Die 60minütige MDR-Produktion „Schneeweißchen und Rosenrot“ gehört zu den schwächeren Verfilmungen der Reihe „Sechs auf einen Streich“. Das liegt auch am Märchen selbst. Nah am Kitsch die Handlung, voller Klischees die ungebrochenen Charaktere, konservativ die Botschaften. Der Mythos Wald spielt eine große Rolle, die Abwesenheit eines vorbildlichen männlichen Prinzips ist offensichtlich, wird in der Geschichte aber nicht weiter vertieft. Auch die Schlechtigkeit der Zwerge lässt keinen Raum für Interpretation: der von Detlev Buck komödiantisch gespielte Zwerg ist einfach nur böse. König und Prinz sind Tölpel, der eine lässt sich bestehlen, der andere in ein Tier verwandeln. Das Happy End ist extrem aufgesetzt. Da ist auf einmal nicht nur ein Prinz, sondern auch ein zweiter zur Stelle, um die Mädchen aus ihrer ärmlichen Existenz herauszuholen und zu Reichtum und Abenteuer zu führen. Überzeugend sind allein die vier Hauptdarsteller – allen voran Liv Lisa Fries, in deren Gesicht sich mehr abspielt als in vielen Szenen. Eine glatte Fehlbesetzung – sowohl mit als auch ohne Bärenkostüm – ist Daniel Axt als Prinz. Ebenso blass bleibt auch Thomas Rühmann als König. Am Ende – wie kann es anders sein – wird in diesem allenfalls routiniert heruntergekurbelten Märchenfilm Hochzeit gefeiert und es fällt wenigstens ein augenzwinkernder Satz: „Es ist wie ein Märchen.“ (Text-Stand: 22.11.2012)