Rosamunde Pilcher – Schlangen im Paradies

Baumeister, Lindermann, Uschi Glas. Komplexere Cornwall-Befindlichkeiten

Foto: ZDF / Jon Ailes
Foto Tilmann P. Gangloff

„Schlangen im Paradies“ gehört deutlich zu den besseren Rosamunde-Pilcher-Filmen. Autorin Sonja Pauli hat sich, was die Handlung angeht, einiges einfallen lassen und sogar die Dialoge sind überraschend gut. Auch Landschaft und Kamera finden zueinander und die Besetzung ist ohnehin über dem üblichen Cornwall-Niveau. Umso penetranter ist dagegen einmal mehr die überdeutlich wertende Musik, die dem Zuschauer permanent das Mitdenken abnimmt.

Es sind immer wieder die gleichen Zutaten, aus denen Rosamunde Pilcher neue Romane und Erzählungen bastelt. Auch „Schlangen im Paradies“ ähnelt vielen Geschichten, die das ZDF so oder so ähnlich schon oft erzählt hat. Darsteller, Regie und nicht zuletzt die Landschaft sorgen dafür, dass das romantische Drama dennoch zu den besseren Pilcher-Filmen gehört.

Wie so oft in den Adaptionen der britischen Erfolgsautorin lässt sich das Handlungsgerüst auf zwei im Grunde überschaubare Erzählstränge reduzieren, die von Autorin Sonja Pauli aber überraschend komplex ausgeschmückt werden. Zentrale Figur beider Ebenen ist die „junge attraktive Tierärztin“ Alexandra (Muriel Baumeister ist mittlerweile allerdings auch schon über vierzig), die nach einigen Jahren in Florida in ihre Heimat Cornwall zurückkehrt, um einen Posten als Zooärztin zu übernehmen. Ihr Vorgänger Simon Shepard (Ralf Lindermann) empfängt sie bei der Übergabe jedoch ausgesprochen mürrisch: Er hatte Alex Reading für einen Mann gehalten. Als er herausfindet, dass der neue Zoobesitzer Philip Burlington (Max Urlacher) Alex’ Jugendliebe ist, wittert er zudem Vetternwirtschaft. Tatsächlich möchte Philip die Bande neu knüpfen und verrät Alex erst mal nicht, dass er ihr Boss ist. Auf der zweiten Ebene geht’s nicht minder emotional zu: Alex’ Mutter (Uschi Glas) hat ihre Tochter stets in dem Glauben gelassen, ihr Vater sei früh gestorben. Tatsächlich hat sie bloß nicht verwinden können, dass er sie einst verlassen hat; und nun will er Alex endlich wiedersehen.

Die Dialoge, in Pilcher-Filmen mitunter unerträglich, sind diesmal richtig gut und stellenweise sogar leicht boshaft; gerade der serienerfahrene Lindermann („Hallo, Onkel Doc“, „Unser Charlie“) darf als Zoohasser einige Zynismen von sich geben. Die Inszenierung (Heidi Kranz) ist routiniert und unauffällig. Dafür dienen die unvermeidlichen Zwischenschnitte auf die wundervolle Landschaft in der Regel keinem Selbstzweck, sondern bilden meist tatsächlich einen Übergang zur nächsten Szene. Für die prächtigen Sonnenuntergänge gilt das zwar weniger, aber Hubschrauberbilder vom Strand zum Beispiel haben durchaus ihre Berechtigung, weil Alex und Simon, zwischen denen sich nach anfänglicher Reiberei selbstredend eine Romanze ergibt, dort ein Rendezvous haben (Bildgestaltung: Marc Prill).

Ein Wermutstropfen ist allein die Musik (Richard Blackford), die dem Zuschauer permanent das Mitdenken abnimmt und ständig suggeriert, wie eine Szene zu werten ist; wenn auch längst nicht so schlimm wie mitunter in den Filmen der ARD-Tochter Degeto. Die Zielgruppe stört das erfahrungsgemäß ebenso wenig wie die Tatsache, dass man die Handlung nicht weiter hinterfragen darf. Man mag ja noch akzeptieren, dass Alex ihren neuen Job antritt, ohne erst mal das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber zu suchen. Aber dass der jahrzehntelange Betrug ihrer Mutter schon am nächsten Tag kein Thema mehr ist, wirkt wenig überzeugend. Kaum glaubwürdig ist auch ein Fehler, der Philip als Schurke entlarvt, weil er ein anonymes Schreiben auf Briefpapier mit dem Wasserzeichen seiner früheren Kanzlei verfasst hat. Dass sich die Akteure bei der Aussprache der Namen („Charlotte“ mal englisch, mal deutsch) nicht immer einig sind, „Agatha“ dagegen stur deutsch ausgesprochen wird, gehört dagegen zu den Feinheiten, über die vermutlich nur Kritiker stolpern. (Text-Stand: 29.3.2013)

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Reihe

ZDF

Mit Muriel Baumeister, Ralf Lindermann, Uschi Glas, Max Urlacher, Gabriel Raab, Anna Julia Kapfelsperger

Kamera: Marc Prill

Szenenbild: Robert Foster

Musik: Richard Blackford

Produktionsfirma: FFP New Media

Drehbuch: Sonja Pauli

Regie: Heidi Kranz

EA: 28.04.2013 20:15 Uhr | ZDF

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