Angeblich basiert das Drehbuch dieser Liebesgeschichte auf einer Erzählung von Rosamunde Pilcher, die den irritierenden Titel „Italian Short Story“ trägt; das klingt ja eher nach Sammelbegriff. Italien passt aber insofern, als die sonnendurchfluteten Bilder in der Tat eine mediterrane Stimmung nahe legen; in Cornwall ist offenbar ohnehin immer Sommer. Und wenn man den Filmen der Reihe glauben darf, bricht nirgendwo so oft die Liebe aus wie hier; auch wenn die Beteiligten meist eine Weile brauchen, bis ihnen das klar wird. In der Pilcher-Adaption „Argentinischer Tango“ ist es ein Autor von Reiseführern, der den Weg zurück ins Leben finden muss: Seit dem Unfalltod seiner Frau verlässt Jack Rukin (Michael von Au) kaum noch sein Haus; das Material für seine Bücher klaut er sich im Internet zusammen. Mit seinem Missmut vergrault er zudem regelmäßig seine Haushälterinnen; einzig seine hübsche Tochter Amanda (Teresa Klamert) lässt den Griesgram auftauen. Entsprechend reserviert reagiert er auf Valentina Martino (Rebecca Immanuel), eine argentinische Tangolehrerin, die mit ihrem Temperament viel frischen Wind in sein allerdings ausgesprochen feudales Schneckenhaus bringt. Valentina droht die Ausweisung, wenn sie keine feste Anstellung findet, und da sie sich von Jacks Granteleien nicht abschrecken lässt, könnten die beiden eine perfekte „Win-Win-Situation“ eingehen, zumal sie die erste ist, die Jack seine verstorbene Jenny vergessen lässt. Aber ach, es kann das beste Pärchen nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt, denn wie immer in solchen Geschichten gibt es einen schurkischen Nebenbuhler: Schürzenjäger Henry (Florian Fitz), dem Jack einst die Frau ausgespannt hat, findet ebenfalls Gefallen an Valentina. Wenn er sie nicht haben kann, dann Jack schon mal gar nicht; und als Stadtrat hat er einen kurzen Draht zu Ausländerbehörde.
Das überraschungsarme Drehbuch stammt von Uschi Müller und dem „Herzkino“-Veteranen Thomas Hernadi, die Regie besorgte Hans-Jürgen Tögel, dessen umfassende Filmografie gespickt ist mit Beiträgen zu Sonn- und Feiertagsreihen wie „Traumschiff“, „Rosamunde Pilcher“ und „Inga Lindström“. Selbstverständlich versteht ein derartiger Routinier sein Handwerk, und so sind es vor allem übliche Versatzstücke wie die obligaten und diesmal weitgehend unmotivierten Küstenflüge, die aus dem Rahmen der ansonsten zwar uninspirierten, aber recht soliden Inszenierung fallen; erst recht in Verbindung mit einer Untermalung, die wie Musik gewordenes Plastik klingt (Patrick Schmitz). Trotzdem wird „Argentinischer Tango“ den Freundinnen des Sendeplatzes Freude machen, auch wenn es Michael von Au mit seinem mimischen Einsatz mitunter übertreibt. Dafür ist Teresa Klamert, der Zielgruppe als Jenny aus „Forsthaus Falkenau“ bekannt, umso sehenswerter. Jacks Tochter ist auch Hauptdarstellerin eines zweiten zentralen Erzählstrangs, der sogar einen beinahe spannenden Höhepunkt hat: Amanda war mal mit Landarzt Stephen (Jonas Laux) liiert, hat ihm aber irgendwann zugunsten des waghalsigen Klippenspringers Robert (Adam Ganne) den Laufpass gegeben. Der macht aber überhaupt nichts her und sich außerdem feige aus dem Staub, als sie nach einem Sprung zwischen zwei Felsen stecken bleibt und in der steigenden Flut zu ertrinken droht; richtig dramatisch ist die Szene trotzdem nicht. Ein bisschen zu kurz kommt auch die schöne Xenia Assenza („Inga Lindström“) als Valentinas leicht verhuschte Nichte, die in Stephen verliebt ist, aber trotz großer Brille und hoch gestecktem Haar nicht wie ein Mauerblümchen wirkt.