Ein Maler wird in seinem Atelier brutal ermordet. Blut und Farbe vermischen sich zu einem letzten Kunstwerk. Die Kommissare sprechen von Ritualmord. Hier muss jemand am Werke gewesen sein, der diesen Mann zutiefst gehasst hat. Bald haben sie eine handvoll Verdächtiger ermittelt, denn der egozentrische Maler stand mit jedem seiner Mitmenschen auf Kriegsfuß. Allein die Witwe lässt nichts auf ihren Mann und seinen extravaganten Lebensstil kommen. Alle Figuren benehmen sich extrem auffällig. Ein munteres Mörderraten kann beginnen.
Schwarze Handschuhe, der Griff nach einem Malermesser, ein Stakkato tödlicher Stiche, Motive und Montage nach Edgar-Wallace-Art. Der neue „Polizeiruf“ aus Halle kommt ungemein schnell zur Sache. 40 Sekunden bis zum Mord – da freuen sich die ARD-Programmverantwortlichen. Ungewohnt rasant fahren die Herren Schmücke und Schneider dann auch am Tatort vor. Und sogar der „Look“ hat sich verändert. Es ist nicht mehr diese muffige Mixtur aus ostdeutschem Grau und einer 08/15-Bildsprache, die einem das Zusehen verleidet. „Tod im Atelier“ ist nach „Fehlschuss“ bereits der zweite „Polizeiruf 110“ in diesem Jahr, der ansatzweise an die Krimireihen-Standards der ARD heranreicht. Das hat maßgeblich mit Autor-Regisseur Thorsten Näter zu tun, der den Filmen seinen Stempel aufdrückte.
Der Mann, der zuletzt positiv auffiel durch seine klaren Worte zur heutigen Produktionshetze während der Dreharbeiten (TV-Spielfilm, 15/09), ist ein verlässlicher Handwerker, genau der richtige Mann für den MDR. Schmücke und Schneider werden nie ein Premium-Duo werden, ihre psychologischen Profile sind zu flach und ihre Art des gepflegten Faktenaustauschs zu stereotyp. Für einen einigermaßen spannenden Whodunit-Krimi sollte es aber jederzeit reichen. Und so ist denn auch „Tod im Atelier“ ein „Polizeiruf“ aus Halle, bei dem einen nicht ständig Fluchtgedanken überkommen.
Es sind Kleinigkeiten, die einen fesseln: ein Gesichtsausdruck von Rudolf Kowalski, Dieter Montags angenehm leise Variante, den ungeliebten Chef zu spielen, oder Katharina Schüttler, die ihrer Figur ein Geheimnis mit auf den Weg gibt, das jedes Drehbuchklischee vergessen lässt. Ann-Kathrin Kramer hatte die schwierigste Rolle: Für sie schrieb Näter zu viel und zu schwachen Text. Die paradoxe Situation, in der sich die von ihr gespielte Witwe befindet, löst die Schauspielerin mit zu viel Emotion. „Es ist eine Herausforderung, gut spielen zu müssen, wie jemand schlecht lügt – das ist schwerer, als gut zu spielen, wie jemand gut lügt“, kommentiert Kowalski das schauspielerische Problem, das er im Film zu lösen hat. Er löst es gut. Näter gönnt ihm aber auch Augen-Blicke des Schweigens.