Polizeiruf 110 – Mama kommt bald wieder

Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler, Jürgen Bretzinger. Denkmal für die Polizeiarbeit

Foto: MDR
Foto Tilmann P. Gangloff

Als die beiden Herberts aus Halle 2003 ihren 23. Fall lösten, standen sie noch voll im Saft (einige Jahre später sah die Sachlage anders aus). Geschickter als in diversen „Tatort“-Filmen verknüpft Autor Lutz Schön in der „Polizeiruf“-Episode „Mama kommt bald wieder“ die berufliche Ebene mit dem Privatleben der Kommissare. Aber auch der Fall, der die Kleinarbeit der Polizei betont, ist stimmig ausgedacht – und der Film ohne Mätzchen inszeniert.

Mama kommt bald wieder“, Fall Nr. 23 für die beiden kauzigen Herberts aus Halle, basiert auf einem sorgfältigen Drehbuch, das ausnahmsweise einmal mehr zu bieten hat als das übliche „Wer war’s?“: Bei einem Routineeinsatz werden Schmücke und Schneider Zeuge einer Explosion im Dachgeschoss. In der Wohnung sind zwei kleine Jungs eingesperrt. Einen der beiden kann Schneider retten. Für den anderen kommt jede Hilfe zu spät: Er war bereits tot, als das Feuer ausbrach; verhungert. Es stellt sich heraus, dass sich die Mutter bereits seit zwei Wochen nicht mehr um ihre Kinder gekümmert hat. Da sie ihre Söhne nie im Stich lassen würde, muss ihr etwas zugestoßen sein. Rasch fällt der Verdacht auf ihren seit einem Jahr spurlos verschwundenen Ex-Mann: Vor 14 Tagen wurden die beiden zusammen in einer Wald-Disco gesehen; sie trennten sich im Streit. Tatsächlich findet die Polizei kurz darauf eine weibliche Leiche in einem Steinbruch. Die Obduktion gibt dem Fall jedoch eine völlig neue Richtung: Die Frau starb beim Zusammenprall mit einem Auto. Die Liste der Verdächtigen ist übersichtlich: Es muss jemand sein, der einen Schlüssel zu den Waldwegschranken hat.

Geschickter als in diversen „Tatort“-Filmen verknüpft Autor Lutz Schön in dieser „Polizeiruf“-Episode die berufliche Ebene mit dem Privatleben der Kommissare: Schneider ist von seiner Frau vor die Tür gesetzt worden; die Ratschläge vom geschniegelten Schmücke, der dem Kollegen zum neuen Auftritt mit neuem Outfit überreden möchte, sind nicht wirklich hilfreich. Dafür bahnt sich etwas zwischen Schneider und Kriminaltechnikerin Weigand (Marie Gruber) an. Es ist ohnehin erst ihre Kleinarbeit, die den Fall immer wieder weiterbringt, wie überhaupt der gesamte, von Jürgen Bretzinger routiniert und ohne Mätzchen inszenierte Film ein Denkmal für die alltägliche Polizeiarbeit ist. Und die unterschwellige Botschaft des Films, eine Anklage gegen das Wegschauen, übermittelt Bretzinger fast beiläufig. (Text-Stand: 2003)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

MDR

Mit Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler, Marie Gruber, Siegfried Voß, Cornelia Schmaus, Hansjürgen Hürrig

Kamera: Hartmut E. Lange

Produktionsfirma: Saxonia Media

Drehbuch: Lutz Schön

Regie: Jürgen Bretzinger

EA: 07.09.2003 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach