Eine 17Jährige wurde offenbar mit einem Stein erschlagen und von einem Hochhausdach geworfen. Die Ermittlungen ergeben, dass das Mädchen nach dem Selbstmord des Vaters selbst mit dem Gedanken spielte, sich das Leben zu nehmen. Sie korrespondierte über das Internet mit einem anderen Todessehnsüchtigen. Wollten sie gemeinsam ein Ende machen? Das Opfer kommt aus besserem Hause. Haben hier zwei ihre Zuneigung verheimlicht, weil sie unterschiedlichen Cliquen angehören? Will sich also der, der sich in Videobotschaften als „Krieger“ ausgibt, auch noch töten? Oder will er andere mit ins Jenseits befördern? Oder ist das nur virtueller Kram – und ist ein sich besorgt gebender Lehrer der Ursprung allen Übels?
Viele Fragen. Nach rund 75 Minuten gibt es die Antwort in diesem „Polizeiruf“ aus Halle und es folgt ein Showdown nach Schema F Marke Schmücke/Schneider – mit erklärendem Dialog und dem so genannten „großen Besteck“, SEK im Einsatz, zerlegt in Montageteilchen, um etwas Bewegung vorzugaukeln. Der ganze Film funktioniert auf dieselbe Art: im Regelfall wird zwischen drei, vier Schauplätzen hin und her geschnitten. So geben Thorsten Näter und Cutterin Julia von Frihling dem Film seinen ziemlich stupiden Rhythmus. Wenn’s aufregend wird, heißt es erst mal „Schnitt“: dieses Spannungs-Entspannungsprinzip ist auf die Dauer ermüdend, so wie auch „Leiser Zorn“, ein Krimi ist, der nach überaus ansehnlichem Einstieg interessant weitermacht, dann aber ermüdet in seiner Whodunit-eigenen Strategie, allzu viele Verdächtige durch die Handlung zu schleusen. Der Nebeneffekt: die Kommissare müssen sich (und den WC-Gängern unter den Zuschauern) stets den Stand der Dinge vor Augen halten.
Nachhaltig in diesem „Polizeiruf“ sind allein die Themen, die beiläufig in die Krimigeschichte einfließen: der soziale Zündstoff am Rande. Darin ist Thorsten Näter immer schon gut gewesen: Jugendgruppen in ihren Befindlichkeiten zu beschreiben, den Druck der Peergroup zu versinnbildlichen, den gesellschaftlichen Status Quo zu spiegeln. Beim Krimi landet er allerdings allzu schnell in der Räuberpistole. Wie er das sensible Thema Amoklauf mal eben in die Story einbaut und als Handlungsklischee und Spannungskick missbraucht, das ist geradezu fahrlässig. Früher schlief man ein bei Schmücke und Schneider. Heute hält einen zumindest Isabell Gerschke wach, die auch dieses mal wieder einen knackigen Körper-Einsatz (allerdings der unerotischen Art) hat. Trotz besserer handwerklicher Grundausstattung durch Thorsten Näter nervt der „Polizeiruf 110“ aus Halle noch immer – nur er nervt heute anders.