„Was machen wir hier eigentlich?“, fragen sich die beiden Kommissare aus Halle gegen Ende ihres 36. Falls. Kurz zuvor warteten sie auf den Befund einer Untersuchung eines 13-Jährigen. Es besteht der Verdacht des sexuellen Missbrauchs, der sich aber nicht bestätigt. Insgeheim hoffen sie wohl auf einen positiven Befund, da dann der versuchte Mordanschlag, der beiden schwer im Magen liegt, aufgeklärt wäre. „Eigentlich eine gute Nachricht“, sagt einer der beiden, doch die Freude hält sich in Grenzen. Das ist eine der wenigen Situationen, in denen der „Polizeiruf 110: Keiner schreit!“ tiefer geht und etwas grundsätzlicher das Dilemma, in dem sich TV-Ermittler befinden, deutlich macht.
Ansonsten lässt sich nicht viel Gutes sagen über diesen Krimi, in dem Schmücke und Schneider wie zwei Ruheständler in spe agieren und in dem es vor begriffsstutzigen Verdächtigen nur so wimmelt. Autotüre zu, Klingelknopf, Haustüre auf, „Guten Tag, wir sind …“. Dieser Film von DEFA-Urgestein Jürgen Brauer verfährt unter dem Motto „Was vor 20 Jahren richtig war, kann heute nicht falsch sein“. Redundanz als oberste Dramaturgenpflicht. Alles grau und blass – soweit das Auge reicht. Da kann auch das zum Betroffenheitskitsch herab gewirtschaftete Thema Kindesmissbrauch nicht viel ändern. Das treffendste Sinnbild für diesen gemächlichen Krimi-Langweiler: ein Jugendlicher vor der Glotze, der mit Haftpfeilen die schwarze Mattscheibe eines TV-Geräts beschießt. Für junge Menschen sicher ein kurzweiligerer Zeitvertreib als dieser vorgestrige „Polizeiruf“. (Text-Stand: 1.6.2008)