Die tragische Bilanz eines Tankstellenüberfalls: zwei Tote und nur 2000 Mark Beute. Sowas gibt’s nur in Halle. Dabei wirkt das sympathische Ermittler-Duo Schmücke/Schneider alias Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler, das mit „Die falsche Sonja“ zum vierten „Polizeiruf“-Einsatz antritt, nicht gerade wie das geeignete Bollwerk gegen sinnlose
Schwerst-Kriminalität. Doch das hat man bei Columbo auch immer gedacht.
„Mit so einem Dreck muss ich mich jeden Tag herumschlagen“, stöhnt Schmücke. Bald gibt es sogar noch eine dritte Leiche. Und es gibt besagte „Sonja“, ein wertvolles Ölgemälde, das das von Erfolgsautor Knut Boeser („Ärzte“) erdachte Ränkespiel in Gang hält. Eine Fälschung wollte ein Bauunternehmer gewinnbringend veräußern. Der junge Restaurator, der die Kopie angefertigt hat, ist gleichzeitig einziger Augenzeuge des Tankstellenüberfalls. Sein Honorar will er seiner Freundin für den Kauf eines Cafés geben. Doch dann bekommt der Fälscher Gewissensbisse. Und natrlich ist er es, der tot auf dem Asphalt endet.
Kein Action-„Polizeiruf“, kein allzusehr auf Spannung bedachter Krimi – aber ein Film, in dem man sich zuhause fühlen kann. Das TV-Halle ist klein, laufend begegnen sich Täter, Opfer und Ermittler. Von daher kommt dieser Schmücke in Mentalität und Milieu-Dichte von allen derzeitig aktiven TV-Fahndern Felix Hubys schwäbischem Bienzle am nächsten. Die Parallelen reichen von der Vorliebe zum Trenchcoat über die Abneigung von Schusswaffen bis zur warmherzigen Lebensabschnittspartnerin. Und Jaecki Schwarz ist daran gelegen, ihn realistisch zu spielen. „Bildschirm-Kommissare haben alle eine Macke“, glaubt er. „Ich habe mir fest vorgenommen, keine neue dazu zu erfinden.“ Und ein Augenzwinkern muss sein.
Zwei Frauen machen ihm heute schwer zu schaffen. Die eine, ein Seelchen, das ganz schön zornig werden kann, die andere, ein Luxus-Weibchen, das immer dort ist, wo die Scheine rascheln. Gespielt werden sie von zwei Darstellerinnen mit Image-Problemen: Jessica Stockmann, sie ist immer nur Frau Stich. Und Kathrin Waligura („Für alle Fälle Stefanie“), die bereits mit 22 einen Goldenen Berliner Bären gewann für den Defa-Film „Die Frau und der Fremde“, wird noch immer mit ihrer Krankenschwestern-Rolle identifiziert. Mit diesem „Produkt aus der Mikrowelle“ sei ihr schon „eine gewisse Achtung vor dem Medium“ genommen worden, sagt sie heute. Berliner-Ensemble-Mitglied Schwarz sieht die TV-Arbeit pragmatischer: „Man wird gezwungen, banales Zeug zu spielen.“ (Text-Stand: 13.7.1997)