Eine Tote mit einem merkwürdigen Tattoo auf dem Bauch, ein verschwundener Hahn und ein sechsjähriges Mädchen, das von Todesängsten geplagt das Geheimnis um ihre tote Mutter zu kennen scheint, aber schweigt. Auf den ersten Blick gibt es nicht viele Zusammenhänge zwischen den Ausgangsfakten des neuen Falls vom “Polizeiruf 110” aus Potsdam.
Doch bald erweist sich das titelgebende “Zeichen” auf der Haut als Indiz für Okkultes – der Antichrist hat seine Finger im Spiel. Und der Zuschauer weiß bereits mehr: die panische Angst, die die auf der Flucht befindliche Freundin der Toten befällt, lässt auf schlimmste Verfolger schließen. Und nach knapp 45 Minuten gibt es die Gewissheit: eine Satanisten-Sekte treibt auch im Brandenburgischen ihr Unwesen. Schwarze Messen werden zwar nur noch selten zelebriert, Chat-Rooms im Internet sind sicherer – aber die Rekrutierungsmethoden und die Ideologie sind teuflisch genug. Vor allem die Kinder werden heftigsten Torturen ausgesetzt. Kein Wunder, dass die kleine Tochter der Toten nichts als Sargbilder oder Folterszenen malt. “Die Kinder gehören der Gruppe” lautet das oberste Gesetz.
Dieser “Polizeiruf” kommt schwer in Gang. Da ist die Unübersichtlichkeit der Tat und der Figuren in den ersten Bildern, die den Zuschauer mit zahllosen Fragen allein lassen. Hinzu kommt eine Kommissarin, die in ihrer Unscheinbarkeit und ihrem immer ein wenig muffig wirkenden Gleichmut vielleicht realistisch sein mag für den Tatort Potsdam, für die Ordnung dieses Durcheinanders ist diese mütterliche Heldin nicht die richtige. Auch Dorfpolizist Krause, ohnehin nicht der Hellsten einer, aber immer gut für ein Augenzwinkern, muss in einem Krimi um kindliches Keller-Syndrom und schwarze Messen auch dramaturgisch unterbelichtet bleiben. So kommt allein der Neuen, Assistentin Katrin Schubert, die Aufgabe zu, für etwas Schwung zu sorgen. Gespielt wird sie von Anja Franke – und die hat man ja noch als berlinerndes Vorzimmer-Girlie aus “Liebling Kreuzberg” in guter Erinnerung.
Im Gegensatz also zu ihren Vorgängern Katrin Sass und Jutta Hoffmann bleibt Imogen Kogge als Kommissarin Herz auch in ihrem dritten Fall blass. Der Krimi, der thematisch harte Geschütze auffährt, ohne Neues zu erzählen, und in Buch und Regie Mittelmaß ist, gibt auch wenig Möglichkeit zur Profilierung. Es wird Zeit, dass mal wieder Andreas Kleinert und Stefan Kolditz für einen brandenburgischen “Polizeiruf”, der einst mit zwei Grimme-Preisen in die gesamtdeutsche Fernsehlandschaft einstieg, verpflichtet werden! (Text-Stand: 2004)