„Dieses Jahr wollte ich das schönste Weihnachtsfest vorbereiten, dass meine rumpelige Pastewka-Familie je erlebt hatte. Doch es kam alles anders…“ Bastian Pastewka muss am 24. Dezember nachmittags noch einen Auftritt absolvieren: eine Gala mit Anke Engelke als „Wolfgang und Anneliese“. Für einen guten Zweck: für Obdachlose – oder vor Obdachlosen? Und so ist seine einzige Aufgabe, einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Doch das erweist sich als echte Herausforderung. Vor allem mit Anke, diesem Miststück. Verschenkt doch diese impertinente Weihnachtshasserin mal eben an so eine „Hartz-IV-Schminktante“ sein bestes Stück, zwei Meter 50 lang, eine 50-Euro-Nordmanntanne, die sich Bastian zuvor übel ertrickst hat. Gerade eben haben er und seine Anne am Telefon noch gewitzelt „Silbereisen“ – „Helene Fischer hier“, doch es zeichnet sich ab, dass es sich bald ausgewitzelt hat. Oder fällt ihm vielleicht doch noch ein Weihnachtsbaum vor die Füße? Doch erst mal heißt es, rechtzeitig zur Gala zu kommen – VOR Obdachlosen! Allerdings NACH Bernhard Brink.
Foto: Sat 1 / Frank Dicks
„Pastewkas Weihnachtsgeschichte“ ist ein 45-minütiges Special zur Sat-1-Serie „Pastewka“, mit der er seit 2005 die Comedy-Fans Jahr um Jahr bespaßt. Als ängstlicher Stadtneurotiker und Medien-Egozentriker, für den sich sein gelegentlich großkotziger Autismus ein ums andere Mal köstlich rächt, schenkt er der deutschen Sitcom Alltagskomödien, die hierzulande ihres Gleichen suchen. Selbstironisch und selbstreferentiell kommt dem Fan nun auch die Weihnachtsgeschichte aus Köln. Sarkasmus als Schutzschild gegen die Angst – das geht solange gut, solange Kommunikation Spiel ist, Beziehung nichts einfordert, nicht mehr wert ist als ein guter Witz. Zu Weihnachten mit den 1000 Erwartungen der anderen wird das schwierig. Wie steht man am Ende da ohne stattlichen Baum? Und die Gans wurde auch noch überfahren – weil Bastian Bruder Hagen das Kiesstreuen auf dem Gehweg ausgeredet hat. Schön, wenn man einen wie diesen ungelenken, bequemen Pedanten in der Familie hat. Dem lässt sich bestens alles in die Schuhe schieben. Durchaus zu recht. Und wenn sich dieser Klugscheißer dann auch noch wie ein trotziges Kind benimmt, müssten ihn auch die Zuschauer hassen. Die meisten jedenfalls. Die, denen die Anstrengungen des Lebens gestohlen bleiben können, die finden in ihm ein Sprachrohr. Pastewka ist kein schlechter Mensch, aber als Kind der 80er hat dieser spießige Hedonist nun mal so gar kein Faible fürs Soziale.
„Die Reihe liegt zwischen Noch-nicht-Sitcom und Nicht-mehr-Doku“, hat Pastewka einmal gesagt. Die Serie setzt auf Komik, schneidet aber nur selten auf Pointe, sondern eher Loriot-like auf Plot (und der wiederum orientiert sich an der Nähe zur Realität). Auch „Pastewkas Weihnachtsgeschichte“ besitzt Szenen, in denen eine Situation in Alltag statt Komik umschlägt, oder es gibt Momente, in denen sich beides mischt: die Angst beispielsweise, die immer wieder in Pastewkas Gesicht zu lesen ist, die Angst, ohne Baum nach Hause zu kommen. Aber sobald Entlastung angesagt und wieder eine Nordmanntanne auf dem Dach platziert ist, schlägt der Übermut in dem kleinen großen Mann durch – bis, ja bis der nächste Tiefschlag droht. Das Wiederholungsprinzip klassischer Komik ist bei „Pastewka“ durch die Alltagsnähe der Geschichten recht locker gewirkt. Dennoch kann man sicher sein: nichts ist zufällig, nichts ist folgenlos, nichts bleibt ungesühnt. Am Ende geht es einfach nur noch drunter und drüber. Falsche Flocken fallen, ein Kindlein wird geboren, Bernhard Brink singt, Managerin Regine mischt besoffen die Weihnachtsgesellschaft auf und dann fliegt noch ein stinkender Weihnachtsstiefel durchs Fenster. (Text-Stand: 6.12.2013)