Blaulicht, Sirenen, Notärzte im Frankfurter Rotlichtmilieu. Ein schwerverletztes Mädchen wird aus einer Zuhälterwohnung getragen. „Haben Sie die Kleine so zugerichtet?“ Der Täter steht unter Schock und lässt sich widerstandslos von der Polizei verhaften. Die Verantwortung für diese Tat trägt er nicht allein… Ein paar Wochen vor dem Unglück war die Welt für das Ehepaar Schneider noch einigermaßen in Ordnung. Beide verdienen gut, ihr Eigenheim ist bald abgezahlt – nur die Kinder machen ihnen Sorgen. Die jüngste leidet stark unter Asthma und bekommt die ganze Aufmerksamkeit der Eltern. Worauf sich die 14-jährige Natalie vernachlässigt fühlt und nun immer häufiger Liebe und Selbstbestätigung woanders sucht: zunächst bei einem windigen Fotografen, dann bei einem Zuhälter Nico, schließlich bei einem Kaufhausdetektiv, der vorerst nur die Rolle des Ersatzvaters übernimmt. Natalies Eltern bekommen immer weniger mit vom Alltag ihrer Tochter. Und dann die Katastrophe.
„Statt reißerischer Szenen aus dem Rotlichtmilieu steht die Psychologie der Abhängigkeit im Vordergrund. Das Problem wird in dem Maße glaubhaft, wie es die Schauspieler sind. Anne Sophie Briest überzeugt als verschlossener, aber romantischer Teenager.“ (Berliner Zeitung)
„Die Drehbuchautoren erzählen eine durchaus glaubwürdige Geschichte… Weshalb aber bleibt sie dennoch so blass und wirkungsarm? Vielleicht liegt es daran, dass der Film des in der DDR überaus renommierten Regisseurs Herrmann Zschoche beinahe zeitlos wirkt.“ (FAZ)
Sat 1 versuchte das TV-Movie „Natalie – Endstation Babystrich“ durch die soziale „Relevanz“ des Themas aus der Schmuddelecke herauszuholen. „Kinderprostitution ist leider ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Resignation hilft wenig. Unser Film soll Hoffnung geben, dass auch dieser Teufelskreis durchbrochen werden kann“, heuchelte Thomas Teubner, 1994 Leiter der Sat-1-Eigenproduktionen, soziales Verantwortungsbewusstsein. „Uns geht es darum, aufzuzeigen, wie ein Kind aus einer normal-bürgerlichen Familie ganz plötzlich seinen Eltern entgleiten kann“, so Teubner. Zumindest diese Intention gelingt den Machern – sieht man einmal von den dramaturgischen Krücken und Klischees (eine kaputte Kamera muss Natalie „abarbeiten“) ab, die den Niedergang des Teenagers, der ja nur rebellieren will gegen die Eltern, motivieren. Die scheinheilige Tragödie nimmt ihren Lauf in Richtung Endstation. Kinderprostitution gibt es in Deutschland, aber so schablonenhaft wie die Problematik in „Natalie – Endstation Babystrich“ erzählt wird, nimmt das dem Film jegliche Wahrhaftigkeit.
Die Welt ist schlecht da draußen, sehr viel konkretere Aussagen gibt es nicht in diesem sehr frühen Sat-1-Movie, das sich auch den Vorwurf des Voyeurismus’ gefallen lassen muss. Natalie, gespielt von der 20jährigen Anne Sophie Briest, gibt die süße, blonde Lolita, von der „Wir-Kinder-vom-Bahnhof-Zoo“-Realität ist das „Miljöh“ meilenweit entfernt. Dass der Film zudem nicht aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt wird, sondern keine bewusste Erzählhaltung und damit auch keine explizite Haltung besitzt und filmisch eher den „Täter-Blick“ übernimmt, zeigt, dass naiv bei diesem Sat-1-Projekt nicht nur die Hauptfigur ist.