Mordkommission Istanbul – Mord am Bosporus

Erol Sander, Idil Üner, Nadeshda Brennicke. Zweiter Özakin-Fall. Treu bis in den Tod

Foto: Degeto
Foto Tilmann P. Gangloff

Ausgerechnet die stets auf Mehrheitsfernsehen bedachte ARD-Tochter Degeto gibt eine Filmreihe in Auftrag, in der fast ausschließlich Türken mitspielen. „Mord am Bosporus“ ist der zweite Fall für Erol Sanders Kommissar Özakin. Ansehnlicher Gebrauchskrimi, der den Zusammenprall der Kulturen Nahtstelle zwischen Orient & Okzident zum Thema macht.

Noch vor einigen Jahren wäre das undenkbar gewesen: Ausgerechnet die stets auf Mehrheitsfernsehen bedachte ARD-Tochter Degeto gibt eine Filmreihe in Auftrag, in der fast ausschließlich Türken mitspielen. Einen Spanier gibt es zwar auch noch, aber der ist in Mannheim geboren. Und den Namen des Hauptdarstellers, Urçun Salihoğlu, kennt kein Mensch. Erol Sander aber, wie sich der in München aufgewachsene Schauspieler nennt, ist ein Star; und die Rolle des Istanbuler Ermittlers Mehmet Özakin wird diesen Status noch verstärken. Die Degeto-Krimis, ob es sich nun um Reihen wie „Pfarrer Braun“ oder die Donna-Leon-Verfilmungen handelt, animieren zwar selten zu darstellerischen Höchstleistungen, sind aber quotentechnisch immer eine sichere Sache; Özakins erster Fall, „Die Tote in der Zisterne“, hatte an die sechs Millionen Zuschauer. Kein Wunder: Istanbul ist fürs hiesige Fernsehen ein völlig unverbrauchter Drehort und als Nahtstelle zwischen Orient und Okzident höchst reizvoll. Und weil die Romane von Hülya Özkan viel Raum für Stadtrundfahrten lassen, leben die Filme selbstredend auch vom Lokalkolorit.

„Mord am Bosporus“ macht den Zusammenprall der Kulturen direkt zum Thema. Nach der Ermordung eines Unternehmers, der keineswegs auf Geschäftsreise, sondern zum Seitensprung im Luxushotel weilte, finden Özakin und sein treuer Mustafa (Oscar Ortega Sánchez) heraus, dass die überraschend gefasste und fundamentalistisch orientierte Witwe Kontakt zu einer Frauenrechtlerin hatte: Fatma Colak (Proschat Madani) berät auf ihrer Website all jene, die in ihren Ehen gedemütigt und geschlagen werden. Die Nachforschungen konzentrieren sich allerdings zunächst auf das ukrainische Zimmermädchen Ludmilla (Nadeshda Brennicke mit eindrucksvoll überzeugendem Akzent), das sich von verschiedenen Männern für seine Liebesdienste bezahlen ließ; darunter nicht nur das erste Opfer, sondern kurz darauf auch ein weiteres, ein Banker, gleichfalls mit einem Messer erstochen, dass die Zahl acht trägt. Allerdings hat es irgendjemand auch auf Ludmillas Leben abgesehen.

Neben dem rätselhaften Kriminalfall und der Fernsehreise an den Bosporus tragen vor allem die Darsteller zur Kurzweiligkeit des Films bei. Sander und Sanchez werfen sich immer wieder liebevolle Bosheiten an den Kopf, und weil der Kommissar vor lauter Ermittlungen nie Zeit für seine schöne Frau (Idil Üner) hat, birgt auch diese Erzählebene viel Potenzial für humoristische Einschübe. Schade, dass Hülya Özkan nicht so produktiv ist wie Donna Leon.

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Reihe

ARD Degeto

Mit Erol Sander, Idil Üner, Oscar Ortega Sánchez, Nadeshda Brennicke, Nursel Köse, Erden Alkan, Haktan Pak, Proschat Madani

Kamera: Theo Müller

Schnitt: Haike Brauer

Musik: Titus Vollmer

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler, Nanni Erben

Drehbuch: Mathias Klaschka

Regie: Michael Kreindl

EA: 05.11.2009 20:15 Uhr | ARD

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