Kann es Zufall sein, dass innerhalb von zwei Jahren zwei attraktive Frauen in einem kleinen bayerischen Dorf auf ungeklärte Weise ums Leben kommen? Eher nicht, glaubt Franz Brandner. Und deshalb ruft der Polizeihauptmeister aus Ober-Fischbach seinen alten Freund Wendelin Winter um Hilfe. Der Psychologe bringt seine Journalisten-Tochter mit, die für ihre Recherche zum Thema „Singles“ handfestes Anschauungsmaterial mitgeliefert bekommt. Knapp entgeht sie einer Vergewaltigung. In dieser Gemeinde sind seit jeher alle Mannsbilder hinter fremden Röcken her. Der schlimmste Gockel ist der jähzornige Wildgruber Gustl. Seine beiden Söhne sind nach biblischem Vorbild geraten: der eine ein übler Macho wie er, der andere ein sympathischer junger Mann. Auch der Bürgermeister ginge gerne fremd und der Pfarrer ist auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut. Beim letzten Todesfall handelt es sich um Eva, die Dorfschöne, die noch nicht lange in Ober-Fischbach wohnte, aber schon an jedem Finger einen Verehrer hatte. Wessen Kind trug sie wohl unter dem Herzen?
Wendelin Winter hat viele Freunde. So kommt der Münchner Psychologe viel herum – vornehmlich in weißblauen Gefilden. Für den 10. Fall von „Mord in bester Gesellschaft“ verschlägt es ihn in eines jener typisch bayerischen Dörfer, in denen sich Tradition und Neuzeit, Klischee und Realität zu kreuzen scheinen und die im Fernsehen als Schauplatz immer gern genommen werden. Inmitten von Kuckuckskindern, lebenslustigen Weibsbildern und handgreiflichen Proleten, zwischen Rosenkranzgebet, Junggesellenversteigerung und sozialer Kontrolle entwickelt sich ein launiger Unterhaltungskrimi, der auch eine recht passable Heimatfilmkomödie abgibt. Alles bleibt dem Genre verhaftet: etwas betulich, etwas grob geschnitzt – dieses Ambiente passt zu dieser ARD-Reihe. Und außerdem gibt es den Wepper Fritz in Seppl-Hosen zu besichtigen. Wie immer gilt, wenn der Vater mit der Tochter Fälle löst: nicht so genau hinschauen; nicht zu sehr nach Logik fragen; die Emotionen nicht wirklich ernst nehmen. Unter dieser Maßgabe kann „Der Tod der Sünde“ von Hajo Gies, mit Saskia Vester, Michael Brandner, Karl Heinz Hackl & Michael Roll recht namhaft besetzt, beinahe zu einem Fernsehvergnügen ohne Reue werden. Das kann man beileibe nicht von jeder „Mord-in-bester-Gesellschaft“-Episode behaupten. (Text-Stand: 29.1.2012)