Die Geschichte beginnt mit einer Vernissage, einer Frau, die auf ein Auto fällt (gab es gerade erst im ORF-„Tatort: Deckname Kidon“) und einer Zeitreise in die 70er und 80er Jahre. Die junge Künstlerin Hannah Lenau (Anna Fischer) zeigt großformatige Collagen, in denen sie Fotos aus der damaligen Hausbesetzerszene verarbeitet. Auf ihre Mutter, die da mitgemischt und fotografiert hat, wartet Hannah vergeblich, denn Olga ist tot. Sie wurde aus dem Fenster ihrer Altbauwohnung gestoßen, in der sie seit den wilden Zeiten gemeinsam mit drei Freunden – Silke Dehning (Steffi Kühnert), Harald Wecker (Peter Davor) und Thorsten Hamann (Tobias Langhoff) – lebte. Olga war die „Uschi Obermaier von Köln“ und bis heute politisch aktiv.
Zunächst deutet vieles darauf hin, dass der Täter unter den Mitbewohnern von Olga zu finden ist, denn das Verhältnis der WG-Mitglieder ist alles andere als harmonisch. Aber auch Hannah hat ein Motiv. Die Mutter hatte sie früh zum getrennt lebenden Vater gegeben und sich mehr für ihre politischen Aktivitäten und Männeraffären interessiert als für die Tochter. Ins Visier der Ermittler gerät auch der Bauunternehmer Lüttke, der kurz vor Olgas Tod bei ihr war, um sie mit einem größeren Geldbetrag dazu zu bringen, ihren Kampf gegen einen umstrittenen Bebauungsplan aufzugeben. Ein zweiter Toter bringt die Kommissare auf eine andere Spur, denn es wird klar, dass es dem Täter nicht nur um Olga, sondern auch um die Fotos ging, die in Hannahs Ausstellung gezeigt werden und auf ein zurückliegendes Verbrechen weisen.
Nicht nur die Tatverdächtigen wohnen in einer WG, auch Frau Brand und Herr Simmel bilden eine WG aus Not und auf Zeit. Denn die Kommissarin kann wegen eines Wasserrohrbruchs nicht in ihre Wohnung und kommt bei ihrem Kollegen unter. Diese Teile der Geschichte sorgen für Auflockerung, hier gibt es gut getimte Pointen und feinen Witz. Der Krimi-Geschichte zu „Marie Brand und das Erbe der Olga Lenau“ aus der Feder von Jochen Pahl fehlt es aber an originellen Einfällen und überraschenden Wendungen. Eher mühsam schleppt sich der Fall über die Zeit. Vieles ist augenfällig überkonstruiert. Regisseur Florian Kern, der hier bereits seinen vierten „Marie Brand“-Krimi inszeniert hat, arbeitet bei den Zeitwechseln zwischen heute und der Zeit der Hausbesetzungen mit Farbwechseln – hier bunt, da in schwarz-weiß. Das schafft klare Orientierung. Und er weiß, Mariele Millowitsch und Hinnerk Schönemann gut in Szene zu setzen, die Reibungen zwischen den beiden herauszuarbeiten. Das ist durchaus amüsant anzusehen. Das Duo harmoniert bestens, die Szenen der beiden haben Witz, da zünden auch viele Dialoge. Der Rest kommt aber eher schwerfällig daher.
Schauspielerisch weiß neben den beiden Kommissaren insbesondere Peter Davor zu überzeugen. Der gibt – wie so oft – einen Gefallenen und Gezeichneten des Lebens. Den hat er gut drauf, wenngleich diese Typen-Psychologie schon ein wenig abgenutzt erscheint. Das gilt auch für den Krimi-Plot von „Marie Brand und das Erbe der Olga Lenau“. Und so ist dieser 14. Fall der Kölner unterm Strich nicht mehr als nette, kurzweilige Krimiunterhaltung. Das ZDF weiß offenbar, weshalb Marie Brand am Mittwoch (lief auch schon donnerstags) ermittelt, für einen Samstagskrimi reicht die Qualität nicht ganz. (Text-Stand: 21.12.2014)