Lutter – Um jeden Preis

Król und Gregorowicz in einem Krimi, der seine Ecken und Kanten nur behauptet

Foto: ZDF / Michael Boehme
Foto Rainer Tittelbach

Lutters zweiter Fall. Joachim Król spielt den Essener Kommissar nicht als Leisetreter. Lutter ist ein Profi, einer, der anpackt, der Ideen hat und der laut werden kann, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. „Ich glaube, Marco Seidel ist tot, weil es in Ihrem Laden stinkt“, fährt er den Chef der Ridrokette an, hinter der sich unschwer der Drogeriemarkt „Schlecker“ zu erkennen gibt. Das Thema und das emotionale Engagement des Helden bescheren Sympathie-Punkte, den Fall macht diese wuchtig vorgebrachte Sozialromantik nicht besser.

Marco Seidel scheint ein Gewinner zu sein. Als Mensch ist er Ekel. Sein Chef nennt ihn stolz eine „Verkaufsmaschine“, eine Verkaufsmaschine allerdings mit Problemen bei der eigenen Haushaltsführung. Mit 100.000 Euro steht er bei einem Kredithai in der Kreide. Da könnte sein Aufstieg zum neuen Bezirksleiter NRW der Drogeriemarktkette Ridro zu spät kommen. Der Abend, der zu Seidels Triumph wird, ruft bei einigen seiner Kollegen rasende Wut hervor: bei dem, den er ausbootet, bei einer seiner zahlreichen „Flammen“, die er abserviert, bei einer verdienten Filialleiterin. Auch ein eifersüchtiger Boxer ist nicht gut auf ihn zu sprechen und der Geldeinreiber erweckt auch nicht den Eindruck, als sei mit ihm zu spaßen. Am nächsten Tag findet man Seidel tot in einer Kiesgrube. Weil Lutter sich emotional in den Fall verstrickt und erbost ist über die Personalpolitik und die fragwürdigen Geschäftspraktiken des Unternehmens und weil sein Kollege ziemlich fahrlässig ermittelt, zieht sich dieser Fall hin.

„Mein Anliegen war es, einer Berufsgruppe Gehör und Respekt zu verschaffen, die sonst nie im Mittelpunkt eines Krimifalls steht: den Verkäuferinnen eines Discounters. Und ich möchte auf ein mögliches Mordmotiv hinweisen, das in der heutigen Zeit durchaus relevant ist: Wie weit würden man gehen, um Arbeit zu kriegen oder einen Arbeitsplatz zu behalten?“ (Drehbuchautorin Katrin Bühlig)

„Um jeden Preis“ ist der zweite Fall des Essener Kriminalhauptkommissars Lutter. Joachim Król spielt ihn keineswegs als zart besaiteten Leisetreter. Alexander Lutter ist ein Profi, einer, der anpackt, der Ideen hat und der laut werden kann, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. „Ich glaube, Marco Seidel ist tot, weil es in Ihrem Laden stinkt“, fährt er den Chef der Ridrokette an, hinter der sich unschwer der Drogeriemarkt „Schlecker“ zu erkennen gibt. Das Thema und das emotionale Engagement des bodenständigen Helden bescheren Sympathiepunkte, den Fall macht diese wuchtig vorgebrachte Sozialromantik nicht unbedingt besser. Das ist nicht mehr als gutes Gebrauchsfernsehen: ein Film, der Ecken und Kanten nur behauptet, in Wahrheit aber mit seinem fliegenden Wechsel zwischen Dramatik und Komödie, zwischen Anteilnahme und Klischee-Gewitzel und seiner stereotypen Whodunit-Dramaturgie ein durch und durch standardisierter Mittelklasse-Krimi ist. (Text-Stand: 17.3.2007)

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Reihe

ZDF

Mit Joachim Król, Lucas Gregorowicz, Susanne Uhlen, Peter Prager, Catrin Striebeck, Sascha Ö. Soydan, Tim Wilde, Jochen Nickel, Timo Dierkes, Gudrun Ritter, Tobias Oertel

Kamera: Hans Grimmelmann

Schnitt: Jens Müller

Musik: Marius Lange

Produktionsfirma: Network Movie

Drehbuch: Katrin Bühlig, Jörg Grünler, Andreas Schmitz

Regie: Jörg Grünler

Quote: 5,92 Mio. Zuschauer (18,7% MA)

EA: 17.03.2007 20:15 Uhr | ZDF

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