Es ist eine Geschichte von Liebe und Lüge, vom Leben mit einer falschen Identität, vom Diebstahl geistigen Eigentums – und das alles nur … aus Liebe. Das für den Film „Das wahre Leben“ mit dem Grimme-Preis-gekrönte Duo Alain Gsponer (Regie) und Alexander Buresch (Drehbuch) hat aus dem Erfolgsroman „Lila, Lila“ von Martin Suter eine kurzweilige und sehr unterhaltsame Mischung aus Tragikomödie, Liebesromanze und Satire auf den Literaturbetrieb gemacht. Gerade mal rund 125.000 Besucher sahen die Hochstaplerkomödie auf der großen Leinwand, jetzt hofft man bei Sat 1 auf ein Millionenpublikum.
Marie (Hannah Herzsprung) liebt die Literatur. David (Daniel Brühl), ein unscheinbarer Kellner, liebt Marie. Als er in einem alten Nachttisch vom Flohmarkt das Manuskript einer Liebesgeschichte findet, zeigt er es Marie und behauptet, er habe den Roman verfasst. Marie ist hin und weg, schickt das Manuskript heimlich an einen Verlag, der veröffentlicht es und der Erstlingsroman „Lila, Lila“ stürmt die Bestsellerlisten. Und schon hypt der auflagengeile Literaturbetrieb den schüchternen David über Nacht zum Star – auch wenn der bei einer Lesung aus dem eigenen Werk nicht mal das Wort „Rendezvous“ aussprechen kann und vorschlägt, einfach „Verabredung“ zu sagen. Egal, es geht einzig um Erfolg. Und auch David sieht sich am Ziel, denn Marie ist fasziniert von dem Jungautor. Als bei einer Autogramm-Stunde dann plötzlich der abgehalferte Herumtreiber Jacky auftaucht und sich als wahrer Autor von „Lila, Lila“ zu erkennen gibt, nimmt die Erpressungsgeschichte ihren Lauf.
Zwei Verfilmungen von Martin Suter-Romanen – „Der letzte Weynfeldt“ und „Der Teufel von Mailand“ – liefen erst Ende 2012 im ZDF, doch bereits 2008 hat sich Alain Gsponer nach hartem Ringen mit dem Autor die Rechte für „Lila, Lila“ gesichert und die Geschichte verfilmt. Es ist eine durchweg charmante Komödie geworden – voll tragikomischer Situationen, turbulenter Verwicklungen und großen Gefühlen. Mit leichter Hand und präziser Schauspielführung hat der Regisseur die Geschichte um eine Lüge und die Folgen inszeniert, bietet dabei auch ein bisschen Kintopp und spielt gekonnt mit Klischees. Alexander Buresch hat den Roman drehbuchgerecht verschlankt, die Mischung aus Love-Story und leicht böser Abrechnung mit dem Literaturbetrieb stimmt.
Hochstapler-Geschichten funktionieren vor allem, wenn man – wie auch bei „Lila Lila“ – als Zuschauer Mitwisser ist. Man fiebert mit dem schüchtern-tapsigen David, von Daniel Brühl frisch und sympathisch gespielt, nimmt Anteil an seinen Schuldgefühlen und bangt mit ihm, wenn er auffliegt und die Liebe zu Marie (schön ausbalanciert: Hannah Herzsprung) zu zerbrechen droht. Gerade in dieser Phase hat der Film sehr gelungene, leise Elemente. Für die lauten und schrillen Parts ist Henry Hübchen zuständig. Der darf als charmant-unverschämter Jacky hier dem Affen kräftig Zucker geben. Sein Auftritt erinnert an seine Rollen in „Alles auf Zucker“ und „Whiskey mit Wodka“. Das mag manchem ein wenig überdreht sein, doch das gibt dem Film in der zweiten Hälfte den nötigen Schwung. „Lila, Lila“ ist kein Film mit Tiefe wie Gsponers „Das wahre Leben“, aber auch kein flacher Kinospaß, irgendwo zwischendrin: gefühlsbetonte Unterhaltung mit Anspruch, die sich nicht zu schade ist für Klamauk, aber auch auf kleine, feine satirische Elemente setzt. (Text-Stand: 11.3.2013)