Eine Frau, Anfang 40, scheint ihr Leben im Griff zu haben. Verheilt sind die Wunden, und beruflich steht sie als Bauleiterin ohnehin ihren Mann. Doch die Diagnose Brustkrebs stellt plötzlich alles infrage. Die Frau hat Angst. Angst auch vor einer neuen Liebe, die sich gerade am traumhaften Horizont Islands abzeichnet. “Leben wäre schön” erzählt von der Schwierigkeit, die eingefahrenen Bahnen des Lebens zu verlassen und sich mit Mut dem Unvorhersehbaren zu stellen. Regisseur Kai Wessel und Autorin Beate Langmaack verlassen in ihrem Film konsequenterweise auch die eingefahrenen Bahnen der TV-Dramaturgie.
2004 gab es für Dagmar Manzel & Kai Wessel den Adolf-Grimme-Preis.
„Viel Schweres, was in den Dialogen – wohlweislich – unausgesprochen bleibt, machen uns sorgfältig komponierte Bilder und Szenen mit Leichtigkeit verständlich. In alter erzählerischer Tradition lässt Wessel keinen geschwätzigen Menschen, sondern die stumme Landschaft die zweite Hauptrolle spielen. Holly Finks Kamera fängt die elementare Gewalt dieses wasserumspülten, eisigen, Feuer spuckenden Fleckens nördlicher Erde ein.“ (Auszug aus der Begründung)„Man sollte das phänomenale Drehbuch von Beate Langmaack zur Pflichtlektüre in Drehbuchseminaren machen. Denn sie beherrscht wie kaum ein anderer die Kunst, das Unsagbare zu verschweigen und tiefe Gefühle in unsentimentalen Dialogen auszudrücken“ (Sybille Simon-Zülch in epd medien 85, 2003)
Gemeinsam mit Gabriela Maria Schmeide (“Die Polizistin“), Filip Peeters und der wie so oft herausragenden Hauptdarstellerin Dagmar Manzel (“Der Laden”) gelingt dem eingespielten Duo ein Film, der nie künstlich nach emotionalen Höhepunkten giert, sondern der ein absolut kitschfreies Wechselbad der Gefühle komponiert. Fast wie ein Musikstück ist der Film aufgebaut, der von den kleinen zwischenmenschlichen Nuancen im Umgang miteinander ebenso lebt wie von der überwältigenden Naturschönheit Islands, den wunderbaren Stimmungen am tosenden Meer und im Inneren der archaischen Vulkaninsel.
“Leben wäre schön” drängt nicht zu einem Endpunkt, der Film würdigt den Augenblick. In jeder Minute ist die Heldin ganz bei sich – mal in körperlicher Ekstase, mal in tiefer Nachdenklichkeit versunken, mal in Tränen der Trauer, mal in Freudentränen badend. Eine Frau stellt sich ihrem Schicksal, indem sie es annimmt. Der Film erzählt von Emotionen, er instrumentalisiert sie aber nicht. “Die Spannung der Geschichte liegt im Unausgesprochenen, in den Auslassungen.” Für Kai Wessel ist genau das die große Qualität des Drehbuchs. Er selbst entsprach diesem atmosphärischen Zugang zum Stoff durch seine Island-Bilder, die die Stimmungslagen der Protagonisten spiegeln. Seele bricht sich an den Geysiren. Und das besonders Schöne daran: Angst frisst in diesem bemerkenswerten Drama nicht Seele auf.