Sie ist jung, sie ist forsch, sie ist fix und auch ein bisschen eigensinnig: die Neue bei der Kripo in Wiesbaden. Sie ist nicht nur heller als ihr etwas bräsiger Kollege Hendrik Verhoeven, sie heißt auch so: Winnie Heller. Ihr erster Fall scheint schnell geklärt: Eine Frau liegt tot in einem Haus an einem einsam gelegenen Weiher. „Ich habe sie umgebracht“, gesteht ihr Ehemann. Die Leiche weist Knochenbrüche aus Kindertagen auf. Der Mann hat seine Frau offenbar 15 Jahre vor der Außenwelt versteckt. Kommissarin Heller wittert Ungereimtheiten – sie will die Tat verstehen – und steckt bald mittendrin in einem Familiendrama. Als ob sie Familiendrama nicht selbst schon genug hätte: ihre jüngere Schwester liegt nach einem vom Vater verursachten Unfall im Koma. Und noch ein zweiter Fall hält Polizei und Bevölkerung in Atem: ein kleines Mädchen ist spurlos verschwunden. Ein Ringelsöckchen lenkt den Fall in die Vergangenheit. Und vielleicht haben ja sogar beide Fälle etwas miteinander zu tun…
Still ruht der See und das Sounddesign dröhnt verheißungsvoll. Ein Kind ist von einem Spielplatz entführt worden. Ein Mörder stellt sich. Die Kommissarin spricht mit ihren Fischen. Die Kamera schwingt sich unmotiviert auf… Knallig und effektvoll bis hin zum Klischeebild (die angsterfüllte Mutter, die ihre Tochter in einem anderen Mädchen zu erkennen glaubt und beinah überfahren wird) beginnt die neue ZDF-Samstagskrimi-Reihe „Kommissarin Heller“. Keine Frage, mit der jüngsten Kommissarin im ZDF hat es der Sender auch auf ein jüngeres Publikum abgesehen. Vieles in „Tod am Weiher“ zielt auf vordergründige Wirkung, der Look legt sich stimmungsvoll über die anfangs recht konventionelle Ermittlungsarbeit des ungleichen Duos, das sich erfreulicherweise schneller findet, als befürchtet. Insbesondere Heller bleibt kaum Zeit, zickig zu sein – die Arbeit ist ihr wichtiger als persönliche Befindlichkeiten. Wenn ihr allerdings jemand blöd kommt, dann kann sie auch anders.
Foto: ZDF / Hannes Hubach
Lisa Wagner, langjähriges Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel in München, ist seit ihrem Grimme-Preis für den „Tatort – Nie mehr frei sein“ auch im Fernsehen angekommen. Sie ist die ideale Darstellerin für zielstrebige, eigenwillige und ganz normal neurotische Frauen wie zuletzt in dem Ausnahmedrama „Gestern waren wir Fremde“. Wagners Winnie Heller ist das Herzstück dieses Krimis. Ihre Methoden sind mitunter unkonventionell (ein traumatisiertes Kind als Lockvogel – warum nicht?! Wenn’s Leben rettet!), sie ist nicht leicht einzuschätzen, sie kann bockig sein, dann aber auch wieder freundlich und richtig nett. Christiane Balthasars straighte Inszenierung mit den oftmals unmotivierten Kamera-Gimmicks entspricht der toughen Art dieser hessischen Kommissarin.
Vor lauter Begeisterung über Lisa Wagner (ihr Partner Hans-Jochen Wagner – nicht verwandt, nicht verschwägert – ist im Übrigen ja auch ein Guter!) sollte man nicht übersehen, dass die Konzeption dieser Krimireihe nicht gerade innovativ ist. Für den Auftaktfilm „Tod am Weiher“ gilt allerdings: die Lust kommt beim Ermitteln. Erkennt man anfangs noch die Stellschrauben der Reihen-Konstruktion und Figuren-Setzung, entwickelt dieser einerseits etwas ausgedacht wirkende, andererseits gut gebaute, spannende Fall in der zweiten Hälfte Drive und stellt eine fatale innere Logik zwischen den beiden Fällen her. Das ist schon etwas mehr als ein guter Gebrauchskrimi. Dennoch: mit Lisa Wagner ist noch mehr drin…