Der überraschende Einstieg in die Krimireihe der ARD hatte für Walter Kreye auch einen Vorteil. Aus Ulrich Pleitgens Kommissar Sander wurde der „Neue“ Martin Jansen. Viel Zeit, ihm besondere Eigenschaften ins Drehbuch zu schreiben, hatten die Autoren Rainer Butt und Klaus Wöhler nicht. „Er wird neutral beschrieben, so dass ich meiner Fantasie freien Lauf lassen konnte“, erinnert sich Kreye. „Ich hatte auch keinen der vorherigen Filme gesehen, deshalb konnte ich unbefangen an meine Rolle rangehen.“ Und genau so lässt er seinen Chef agieren: „Der geht mit gesundem Menschenverstand auf den Fall los.“ Und Jansen bringt ihn Dank besonderer Auffassungs- und Beobachtungsgabe souverän zur Auflösung.
Dabei ist der Mord an einem Manager einer der größten Reedereien der Hansestadt mehr als nur ein Routinefall. Zunächst ermitteln Jansen & Co im Umfeld des Global Players. Vielleicht musste der Controler des Unternehmens ja sterben, weil er eine firmeninterne Schmuggelroute aufgedeckt hatte? Doch hat sein unter Verdacht geratener Stellvertreter „das Zeug“ zum Mörder?! Die zweite Spur führt ins Privatleben des Toten. Der Nachbar des Ermordeten spendet der Witwe etwas zu offensichtlich amourösen Beistand. Und dessen Frau, Kollegin des Toten auf der Chefetage, wirkt ein zu aufgeräumt für die beruflich-privaten Irrungen und Wirrungen. Sie verliert durch den Mord einen Traumjob ihres Arbeitgebers in Hongkong.
Komplizierter Fall, komplizierte Drehbedingungen. Doch Walter Kreye, bekannt geworden vor 20 Jahren mit der Serie „Reporter“, macht eine durchweg gute Figur als Kommissar. Oft lässt er sein markantes Gesicht sprechen. So macht er Martin Jansen zum kühlen Strategen, zu einem, der seine grauen Zellen anstrengt, der beobachtet, der etwas ahnt, es aber nicht sofort ausplaudert. Es ist eine Figur, die etwas kantiger erscheint als Pleitgens Hauptkommissar, eine filmische Figur, die bestens harmoniert mit der hanseatischen Strenge und dem modernen „Look“ der Krimireihe. Und psychologisch? „Jansen ist kein Leitwolf“, betont Kreye selbst. Das Team ist der Star. „Es ist nicht so wie in vielen anderen Krimis, wo drei Leute Stichwortgeber für den Oberguru sind.“ (Text-Stand: 10.12.2006)