Josephine Klick: So könnte auch die Titelfigur einer Zeichentrickserie heißen. Aber Frau Klick ist nicht nur Kriminalkommissarin, sondern auch Hoffnungsträgerin: Im Gefolge des „Letzten Bullen“ soll Diana Amft als junge Ermittlerin, die es aus der westfälischen Provinz in die Hauptstadt verschlagen hat, Sat 1 wieder einen neuen Serienerfolg bescheren.
Die Konstellation der vom früheren Sat-1-Fiction-Chef Joachim Kosack für UFA Fiction produzierten Krimiserie erinnert an das junge „Tatort“-Gespann aus Erfurt. Auch dort musste das vergleichsweise jugendliche männliche Ermittler-Duo erst mal lernen, die Vorzüge der neuen Kollegin zu schätzen. Die Herren Fritz Munro (Matthi Faust) und Alexander Mahler (Alexander Khuon) sind gleichfalls alles andere als begeistert, als sie Verstärkung aus Bielefeld bekommen, zumal sich Josephine Klick recht eigenwillig einführt: Zum Schießtraining erscheint sie zu Pferde; außerdem bricht sie umgehend den Schießrekord von Munro, der ohnehin Choleriker ist und aus seinem Unmut über die von ihm bloß „Bielefeld“ genannte Kollegin keinen Hehl macht. Seine Versuche, die untergeordnete Kommissarin mit Kleinkram zu beschäftigen, schlagen allerdings regelmäßig fehl, weil Josephine ihren eigenen Kopf hat, meistens ihrer Intuition folgt und gern mal auf eigene Faust loszieht.
Dank Amft ist das Genre klar: „Josephine Klick“ ist Krimikomödie. Das könnte letztlich ausschlaggebend für den möglichen Erfolg sein, macht die Serie aber auch berechenbar. Ähnlich wie bei „Der letzte Bulle“ entstehen die komischen Momente aus der Konfrontation der unterschiedlichen Temperamente von Munro und Klick, wobei hier noch gewisse Anziehungskräfte ins Spiel kommen. Weil das allein erfahrungsgemäß nicht reicht, hat sich Marc Terjung auch interessante Fälle ausgedacht, die immer dann am überzeugendsten sind, wenn es sich um typische Berlin-Themen handelt. Dazu passt auch die Figur von Klicks Mit- und Gegenspieler: Munro spricht türkisch und weiß, worauf man im Umgang mit den verschiedenen Kulturen achten muss. Davon abgesehen gehört Terjung dank „Edel & Starck“ und „Danni Lowinski“ ohnehin zu den erfolgreichsten deutschen Serienautoren, wovon seit über zehn Jahren vor allem Sat 1 profitiert. Regie führten die Komödien-Expertin Annette Ernst und der in vielen Genres erfahrene Oliver Dommenget, dessen Filmografie Dramen wie „Nichts mehr wie vorher“ oder „Marco W.“, aber auch „Heiter bis tödlich“-Serien umfasst.
Die Bildsprache von „Josephine Klick“ ist modern, aber unauffällig, was nicht verwundert: Ebenso wie RTL ist auch Sat 1 nicht gerade erfolgsverwöhnt, was Serien angeht. „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ sind zwar ausgezeichnet gelaufen, alles andere aber war ein Misserfolg. Ob das diesmal anders ist, wird auch von der Beliebtheit Diana Amfts abhängen. Womöglich könnte sich als Nachteil erweisen, was in einer reinen Comedy-Serie wie „Doctor’s Diary“ noch so gut funktioniert hat: Wo Amft drauf steht, ist immer Komödie drin, weil sie selbst in neutralen Dialogeinstellungen nie nur zuhört, sondern immer mimisch mitmischt. Das ist zwar ihr Markenzeichen, trägt aber andererseits erheblich dazu bei, dass es jenseits der jeweiligen Rollenbeschreibung kaum Unterschiede zwischen ihren Figuren gibt.
Immerhin hat Amft in „Josephine Klick“ zwei interessante Partner, wobei sich Matthi Faust gegenüber Alexander Khuon hervortut, weil er mit dem unbeherrschten Fritz Munro die prägnantere Rolle hat. Der Kommissariatsleiters ist mit Martin Umbach als väterlichem Vorgesetzten ebenfalls markant besetzt. Eine Art Gastrolle spielt Dieter „Max“ Moor als Josephines früherem Trainer und Mentor. Er stellt das Bindeglied zur Vergangenheit dar, die den horizontalen Erzählstrang darstellt: Von Folge zur Folge gibt Terjung weitere Details preis, die verraten, warum die Kommissarin ihre westfälische Heimat Hals über Kopf verlassen hat.